• Dlf Audiothek
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • YouTube Music
  • Abonnieren

Wenn wir merken, dass wir im Alltag mentale Unterstützung brauchen, kommt die Frage auf, welches Hilfsangebot das Richtige für uns sein könnte: ein Coaching, eine Psychotherapie oder vielleicht eine systemische Beratung? Miguel hat in allen Bereichen Erfahrung gesammelt. Außerdem schauen wir genauer auf die Möglichkeiten und Grenzen des Coachings.

Miguel war erst bei einer systemischen Beratung, dann bei einem Coaching und mittlerweile macht er eine Verhaltenstherapie. Bei ihm wurde eine Anpassungsstörung diagnostiziert. Die können zum Beispiel Menschen bekommen, wenn sie ein gravierendes Ereignis im Leben nicht richtig verarbeitet haben. Das kann etwa dazu führen, dass Betroffene Probleme damit haben, ihren Alltag zu bewältigen.

"Ich hatte eine ziemliche Lebenskrise. Ich fühlte mich unwohl und spürte eine große Unzufriedenheit."
Miguel über seine Anpassungsstörung

Miguel habe vor Jahren in einer ziemlichen Lebenskrise gesteckt, seine Laune sei mies gewesen, er habe sich selbst nicht mehr wohl in seiner Haut gefühlt, eine große Unzufriedenheit gespürt und viel mit seiner Freundin gestritten, erzählt er.

Zunächst sei er zu einer systemischen Beraterin gegangen. Damit wollte er anfangs auch ein wenig eine Therapie umgehen, sagt er. Denn als Lehramtsstudent, der Miguel damals war, hätte eine Therapie einer Verbeamtung im Wege stehen können.

Systemische Beratung, dann Coaching und Therapie

Mit dem Feld der systemischen Beratung sei Miguel während seines Studiums schon in Kontakt gekommen. Das Anliegen, das man habe, werde hier im Kontext des sozialen Systems gesehen – etwa das Umfeld, von dem man umgeben ist, die Familie zum Beispiel.

Die offenen Gespräche mit einer Person, zu der man ein distanzierteres Verhältnis habe und der professionelle Blick von außen hätten ihm damals gutgetan, sagt Miguel. Mittlerweile hat er selbst eine Ausbildung zum systemischen Berater angefangen.

Joao Miguel Salgado
© picturepeople_fotostudios
Miguel hat mittlerweile selbst eine Ausbildung zum systemischen Berater begonnen.

Miguel war Langzeitstudent, im Studium habe er viele Dinge vor sich hergeschoben, sagt er. Die Prokrastination sei auch der Grund gewesen, warum er zu einem Coaching gewechselt habe, dass sich auf diese Thematik spezialisiert habe.

Die Sitzungen hätten online stattgefunden, der Coach habe ihm zum Beispiel bei Abgaben von Hausarbeiten geholfen und schließlich habe er sein Studium abgeschlossen. Mit seinem Coach sei er sehr zufrieden gewesen, sagt Miguel, denn im Grunde genommen können sich jeder Coach nennen, sagt er. Und das könne schnell auch in eine blöde Richtung gehen.

Externer Inhalt

Hier geht es zu einem externen Inhalt eines Anbieters wie Twitter, Facebook, Instagram o.ä. Wenn Ihr diesen Inhalt ladet, werden personenbezogene Daten an diese Plattform und eventuell weitere Dritte übertragen. Mehr Informationen findet Ihr in unseren  Datenschutzbestimmungen.

Trotz systemischer Beratung und Coaching sei es immer das Ziel gewesen, auch eine Therapie anzufangen, sagt Miguel. Im Juni 2021 begann er damit. Die Verhaltenstherapie helfe ihm sehr dabei, sein Leben und seinen Alltag besser zu strukturieren und alte Wunden, die bis in die Kindheit zurückreichen können, aufzuarbeiten.

Auch finanziell ist die Therapie eine Entlastung, da sie meist von der Krankenkasse bezahlt wird. Das Coaching und die systemische Beratung musste Miguel selbst zahlen. Alleine für das Coaching seien das 500 bis 600 Euro gewesen.

Coaching: Was es kann und wo Grenzen sind

Deutschlandfunknova-Reporterin Astrid Wulf hat sich genauer mit dem Thema Coaching beschäftigt. In einer Krise kann ein Coaching helfen, eine neue Perspektive zu finden und Menschen aus einer Sackgasse holen.

Ein Coaching hat aber auch Grenzen, es ist kein Ersatz für eine Therapie. Manche Coaches werben aber mit so einem Versprechen für ihre Arbeit – und das ist ein Problem.

Der Begriff "Coach" ist nicht geschützt. Im Prinzip kann sich jeder Mensch so nennen. Sogenannte Life-Coaches, Fitness-Coaches oder auch Mental-Health-Coaches machen besonders auf Social Media auf sich und ihre Arbeit aufmerksam.

Das kann zu unseriösen Angeboten führen: Manche von ihnen versprechen sogar, psychische Erkrankungen therapieren zu können und teilen in kurzen Videos ihre teilweise pseudowissenschaftlichen Erkenntnisse im Umgang mit Angststörungen, Burn-out oder Depressionen.

Hören könnt ihr den ganzen Beitrag von Astrid Wulf, wenn ihr auf den Playbutton drückt, einen ausführlicheren Artikel zum Thema Coaching findet ihr hier.

Lass dir helfen!

Bestimmte Dinge beschäftigen dich im Moment sehr? Du hast das Gefühl, in einer Situation zu stecken, die du nicht alleine klären kannst? Du weißt nicht mehr, wie es weitergehen soll? Hier findest du einige anonyme Beratungs- und Seelsorge-Angebote.

Meldet euch!

Ihr könnt das Team von Facts & Feelings über WhatsApp erreichen.

Uns interessiert: Was beschäftigt euch? Habt ihr ein Thema, über das wir unbedingt in der Sendung und im Podcast sprechen sollen?

Schickt uns eine Sprachnachricht oder schreibt uns per 0160-91360852 oder an factsundfeelings@deutschlandradio.de.

Wichtig:
Wenn ihr diese Nummer speichert und uns eine Nachricht schickt, akzeptiert ihr unsere Regeln zum Datenschutz und bei WhatsApp die Datenschutzrichtlinien von WhatsApp.

Shownotes
Coaching, Psychotherapie, systemische Beratung
Mentale Gesundheit: Die passende Unterstützung finden
vom 08. August 2022
Moderatorin: 
Ivy Nortey
Gesprächspartner: 
Miguel Salgado
Reporterin: 
Astrid Wulf
  • Miguel hat sich mentale Unterstützung gesucht
  • Reporterin Astrid Wulf erklärt die Grenzen von Coaching