Obdachlose Menschen haben oft Probleme, während ihrer Periode ausreichend Hygieneartikel zu bekommen. Die Folgen sind nicht selten Infektionen und Krankheiten. Ein Verein aus Berlin will das nun ändern.
Viele obdachlose Menschen können sich wegen Geldnot nicht ausreichend Hygieneartikel wie Tampons oder Binden leisten. Vorschriften wie die Tampon-Steuer sind ein weiteres Hindernis.
Menstruationsartikel sind Mangelware
Weil Binden und Tampons nur begrenzt zur Verfügung stehen, werden sie von nicht wenigen Obdachlosen zu lange benutzt. Das macht sie anfälliger für Krankheiten wie Pilzinfektionen oder Geschlechtskrankheiten, weiß Tanja Schmidt. Sie arbeitet bei Straßenfeger e.V. – ein Verein, der Menschen in Notsituationen hilft.
"Wenn ein Tampon oder eine Binde den ganzen Tag benutzt wird, bilden sich Keime und Bakterien, die zu Pilzen und Infektionen führen. Es gibt Infektionen, die bis in die Gebärmutter wachsen können und dann kommt es zu Unfruchtbarkeit."
Auch aus hygienischen Gründen können nicht alle Periode-Artikel ordnungsgemäß genutzt werden, da obdachlosen Menschen oftmals der Zugang zu einer Toilette oder fließend heißem Wasser fehlt, um beispielsweise die Menstruationstasse zu reinigen und zu sterilisieren. Hinzu kommt, dass Notunterkünfte kein Budget für Menstruationsartikel haben.
Der Bedarf wird in der Regel durch Sachspenden von Drogeriemärkten gedeckt. Deshalb stehen die Unterkünfte vor der finanziellen Herausforderung, neben den Lebensmittelkosten, auch die Hygieneartikel der Obdachlosen decken zu können.
Um Abhilfe zu schaffen, haben Katja Dill und Undine Mothes im vergangenen Jahr den Verein Social Period gegründet, um obdachlosen Menschen den Zugang zu Hygieneartikeln wie Binden, Tampons und Co zu erleichtern. Dafür wurden drei Spendenboxen in Berliner Supermärkten platziert, in denen Kundinnen und Kunden gekaufte Menstruationsartikel einwerfen können, um die Notunterkünfte zu unterstützen.
Lebensmittel oder Tampons?
Die eigene Menstruation bringt viele obdachlose Menschen in die Bredouille: Steht ihnen etwas Geld zur Verfügung, müssen sie sich entscheiden: Kaufen sie etwas zu Essen oder zu Trinken, oder nutzen sie das Geld für Körperhygiene, was letztlich auch zum persönlichen Wohlbefinden beiträgt und für die Gesundheit wichtig ist.
Die Spendenaktion von Social Period soll neben finanzieller Erleichterung auch für das Thema Menstruation und körperliches Wohlempfinden bei Frauen sensibilisieren, sagt Initiatorin Daisy Rüb.
"Das Produkt zu kaufen, zur Spendenbox zu gehen und das da reinzuwerfen – vielleicht geht einem dann auch durch den Kopf, was könnte eine obdachlose menstruierende Person brauchen?"