Der Weltgipfel für Menschen mit Behinderung soll die Inklusion voranbringen. Es wurde vor Rückschritten gewarnt. Bei Inklusion und Barrierefreiheit kann sich Deutschland noch einiges von anderen Ländern abgucken.
Mehr als 1,3 Milliarden Menschen auf der Welt haben eine Behinderung. Das sind rund 15 Prozent der Weltbevölkerung. Im Alltag sind sie weiterhin mit Hürden und Nachteilen konfrontiert. Wie steht es um Inklusion und Barrierefreiheit? Wo gibt es Positivbeispiele? Welche Fördermittel braucht es dafür? Darum geht es beim dritten Weltgipfel für Menschen mit Behinderung, der am 2 und 3. April in Berlin stattfindet.
"Es geht bei der Inklusion nicht um was Nettes, Freundliches, Fürsorgliches. Sondern es geht um ein urdemokratisches Prinzip."
Der Gipfel ist Teil der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen (UN), die 192 Länder unterschrieben haben. Die UN-Konvention soll Menschen mit Behinderung eine volle und gleichberechtigte Teilhabe garantieren. Die Realität sieht allerdings oft anders aus.
Menschen mit Behinderung in Deutschland
Ein großer Kritikpunkt in Deutschland sind zum Beispiel die Werkstätten, in denen Menschen mit Behinderung arbeiten können. Dort verpacken sie zum Beispiel Grußkarten in Umschläge oder bauen Sprungfedern in Schubläden ein. Die Beschäftigten dort sollen gefördert werden. Aber: Die Werkstätten sind umstritten.
Dabei geht es einmal um die geringe Bezahlung. Wer in einer der Werkstätten arbeitet, verdient einen Bruchteil vom Mindestlohn. Beschäftigte bekommen ein Werkstatt-Entgelt, das unterschiedlich hoch sein kann. Umgerechnet liegt es meist bei unter zwei Euro pro Stunde. Zum Vergleich: Der aktuelle Mindestlohn beträgt 12,82 Euro pro Stunde.
Teilweise werden die Werkstätten auch als Orte der Ausgrenzung angesehen. Die Initiative "uLPeDi" (unser Leben Petra und Dirk) setzt sich zum Beispiel für Menschen ein, die in einer Behindertenwerkstatt arbeiten – aber lieber auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt einen Job hätten. "Im Optimalfall wäre das Alltagsleben ja so, dass man diese Parallel-Systeme gar nicht braucht", sagt Ann-Kathrin Horn von den Deutschlandfunk-Nova-Nachrichten.
Voneinander lernen
Das Ziel des Gipfels ist es, dass die Länder voneinander lernen, etwa auch bei der Barrierefreiheit. Für den Behindertenbeauftragten der Bundesregierung, Jürgen Dusel, ist Österreich ein Vorbild.
Dort müssen ab Sommer 2025 beispielsweise alle Geld- und Fahrkartenautomaten behindertengerecht sein. Das bedeutet: Der Zugang muss genauso gut für Menschen, die im Rollstuhl sitzen, sichergestellt sein, wie für Menschen, die sehbehindert oder blind sind. Dazu gehört dann etwa auch, dass Farben und Schriftarten gut zu sehen sind und der Text hörbar ist.
"Das ist eben das Wichtige bei Inklusion: Dass wir jedem Menschen ermöglichen, am Leben teilzunehmen – egal ob Wählen gehen, Geld verdienen oder eine App nutzen."
Ähnlich wie in Österreich sollen Hürden in allen Lebensbereichen beseitigt werden. Und das weltweit. Dazu haben sich zumindest die 192 Länder verpflichtet, als sie die Behindertenrechtskonvention unterzeichnet haben.