Die meisten von uns wissen: Große Mengen Zucker, Salz und Fett sind ungesund. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat sich deswegen von der Lebensmittelindustrie gewünscht, weniger davon in Fertigprodukte zu tun. Das passiert wohl - es könnte aber auch einem statistischem Kniff zu verdanken sein.
Bei der Pressekonferenz zeigte sich Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner zufrieden: Ihre sogenannte Reduktionsstrategie zeige grundsätzlich Wirkung.
Weniger Fett, Salz und Zucker oder einfach nur mehr Produkte?
Vor über zwei Jahren hatte sie mit der Lebensmittelindustrie vereinbart, Zucker, Salz und Fett in Fertigprodukten zu reduzieren – auf Freiwilligenbasis. Dafür wurde sie von Verbraucherschutzorganisationen wie Foodwatch kritisiert. Das Argument: Ohne gesetzlich verpflichtende Maßnahmen würde sich nichts ändern.
Wie aus dem nun veröffentlichten Bericht des bundeseigenen Max Rubner-Instituts für Ernährung hervorgeht, hat es das aber doch – zumindest auf den ersten Blick. Im Jahr 2020 hat das Institut im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums fast 5.000 Produkte auf Fett, Zucker und Salz hin analysiert und mit Daten von 2016 verglichen.
Riegel und Toastbrot schneiden inzwischen besser ab
Ein Ergebnis: Produkte wie Toastbrot enthalten inzwischen durchschnittlich über acht Prozent weniger Salz, wobei Vollkorntoast im Durchschnitt salzärmer ist als Toast aus Weizenmehl. Auch bei, wie es heißt "marktrelevanten" (Frucht- oder Schoko-)Riegeln steckt im Vergleich zu 2016 weniger Zucker drin - im Durchschnitt elf Prozent.
"Bei der Salzreduktion ist noch Luft nach oben, aber man muss bedenken, wenn man Salz reduziert, könnte sich das auf die Haltbarkeit auswirken."
Bei den verpackten Wurst-und Fleischprodukten hat das Institut keine relevanten Reduktionen festgestellt.
Statistischer Kniff: Größeres Produktangebot könnte Durchschnittswerte verbessern
Aber das Ganze hat einen fetten Haken, wie aus dem Bericht hervorgeht. Zwar wurden seit 2016 neue Produkte eingeführt, die weniger Fett, Zucker oder Salz enthalten. Gleichzeitig liegen in den Supermarktregalen aber immer noch all die Produkte, die mehr davon haben. Und diese werden weiterhin gerne gekauft.
"Menschen kaufen lieber Riegel mit mehr als mit weniger Kalorien."
Laut Max Rubner-Institut liegt daher die Schlussfolgerung nahe, dass sich die Durchschnittswerte verbessert haben, weil die Produktpalette erweitert worden ist, nicht weil die Lebensmittelindustrie im Großen und Ganzen weniger Salz, Fett und Zucker dazugibt.
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