Eine ganze Reihe von Festivals findet 2024 zum letzten Mal statt. Auch das Melt-Festival. Gestiegene Kosten sind das eine Problem – die Gewohnheiten der Gen Z ein anderes.

Nach rund 27 Jahren hat das Melt-Festival 2024 zum letzten Mal stattgefunden. Das Hiphop Open in Stuttgart ist abgesagt worden. Einige weitere Musikfestivals sind abgesagt oder verschoben worden.

Festivalabsagen häufen sich

Noch deutlicher ist die Krise in den Niederlanden: Dort werden voraussichtlich etwa 50 Festivals nicht stattfinden, sagt Isabell Roudsarabi von Höme. Das Unternehmen verkauft Ticketinglösungen, macht Marketing und organisiert Sponsoren für Festivals.

"Auch in Großbritannien, den USA oder Australien finden gerade superviele Festivals zum letzten Mal statt."
Lena Korbjun, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Insgesamt sind die Produktionskosten von Festivals in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen – auch wegen der Inflation. Hinzu kommt, dass es recht wenig Personal gibt, sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Lena Korbjun. Eine Anhebung der Ticketpreise birgt das Risiko, dass Besucher*innen allein deswegen ausbleiben.

"Die Preise für Künstler*innen, vor allen Dingen internationale und größere Künstler*innen sind auch extrem gestiegen. Gleichzeitig steigen die Ansprüche der Zielgruppe."
Isabell Roudsarabi, Höme

Neben den Kosten haben sich auch die Konsumgewohnheiten geändert. Gerade die jüngeren ab 18 Jahren aufwärts, gehen weniger auf Festivals als noch vor zehn Jahren. Das sei statistisch nachweisbar, sagt Isabell Roudsarabi.

Mega-Acts statt Festivaltickets

Häufiger geben sie Geld für Mega-Acts aus, die sehr große Touren spielen und haben dann auf das Jahr betrachtet ihr Kulturbudget vielleicht mit einem Event ausgereizt. Für ein Festival ist dann einfach kein Geld mehr übrig. Auch hier werden inzwischen häufiger Ticketpreise von 200 Euro abgerufen.

"In der Branche nennt man das Superstar-Economy: Billie Eilish, Taylor Swift. Man gibt 300 Euro aus, weil das so ein Once-in-a-lifetime-Ding ist."
Isabell Roudsarabi, Höme GmbH

Festivals müssten sich überlegen, wie sie die finanziellen Probleme bewältigen und gleichzeitig die Besucher*innen glücklich machen, findet Lena Korbjun. Auch sollte grundsätzlich eine Verkleinerung nicht ausgeschlossen werden.

Das britische Glastonbury-Festival habe 2024 hingegen einfach mehr Tickets verkauft. Das Ergebnis? Manche Bereiche des Geländes waren zumindest teilweise überfüllt. "Und das gab richtig Ärger bei den Besucherinnen", sagt Lena Korbjun.

Shownotes
Melt und Co
Festivals am Ende – der letzte Act
vom 16. Juli 2024
Moderation: 
Jenni Gärtner
Gesprächspartnerin: 
Lena Korbjun, Deutschlandfunk Nova