Über 250.000 Philippiner arbeiten in Kuwait als Hausangestellte und werden wie moderne Sklaven behandelt. Die philippinische Regierung hat nun Druck gemacht, damit sich die Verhältnisse verbessern.
Im Prinzip hätte man sie bisher eher als Leibeigene bezeichnen müssen, nicht als Hausangestellte. Denn die Situation der philippinischen Angestellten in kuwaitischen Haushalten erinnert eher an moderne Sklaverei, als an ein Beschäftigungsverhältnis. Die Philippiner, die für Kuwaitis arbeiten, mussten bei Antritt eines Jobs ihre Pässe abgeben, durften sich keine freien Tage oder gar Urlaub nehmen.
"Es gibt zahlreiche Berichte darüber, dass Hausangestellte – speziell Hausmädchen in Kuwait und auch in anderen Golfstaaten – wirklich schlimm behandelt werden."
Mit der Abgabe des Passes war es den philippinischen Arbeitern nicht mehr möglich, das Land und damit den Job zu verlassen. Damit waren sie der Willkür ihrer Arbeitgeber oft hilflos ausgeliefert. "Manche Hausangestellten wurden so unfassbar schlimm behandelt oder sogar missbraucht", sagt unsere Korrespondentin Anne Allmeling, dass manche von ihnen nur noch einen Ausweg gesehen haben: Selbstmord.
Jetzt hat die philippinische Regierung Druck ausgeübt, damit die restriktiven Arbeitsbedingungen für Philippiner in Kuwait gelockert werden und damit tatsächlich auch kleine Erfolge erzielt. Die neuen Regelungen besagen, dass philippinische Gastarbeiter in Kuwait ihre Pässe nun behalten und einen Tag in der Woche freinehmen dürfen.
"Es herrscht oft Willkür und null Respekt davor, was die Gastarbeiter sind und was sie leisten."
Viele Kuwaiter sind nicht damit einverstanden. Auch die Visagistin und Influencerin Sondos Alqattan hat sich in einem Video darüber aufgeregt, dass Hausangestellte künftig mehr Rechte haben sollen. Sie hat außerdem gesagt, dass sie keine philippinische Hausangestellte mehr beschäftigen würde, wenn diese vier Tage im Monat freihätte.
"Sie sagt einfach, dass sie sich kein philippinisches Hausmädchen mehr holen würde, wenn das nur sechs Tage in der Woche arbeitet und vier Tage im Monat frei hat."
Auf Instagram hat sie sich außerdem mit einem schriftlichen Statement kritisch dazu geäußert. Sie sagt, unter anderem, dass es der Sicherheit des Arbeitgebers diene, wenn die Angestellten ihre Pässe abgeben müssten. Denn wenn sie ihren Pass behalten dürfen, könnten sie einfach abreisen.
"Die Vorstellung, dass alle Menschen die gleichen Rechte haben sollten und ein Recht auf Gleichbehandlung – das gibt es in Kuwait nicht so wie bei uns in Deutschland."
Traditionell sind die Kuwaiter eine Stammesgesellschaft. Die Abgrenzung der eigenen Identität und der Familie, gepaart mit einem ausgeprägten Nationalstolz, lasse manche Kuwaiter glauben, dass sie etwas Besseres seien, als die ausländischen Arbeiter, sagt die Korrespondentin Anne Allmeling.
"Die Golfstaaten und Kuwait sind nicht frei von Rassismus und das wird ganz besonders deutlich beim Umgang mit den Gastarbeitern."
In Kuwait leben vier Millionen Menschen – maximal die Hälfte davon sind Kuwaiter. Im Vergleich dazu ist die Zahl der Hausangestellten sehr hoch: über 250.000. Sie gelten nicht nur als günstige Arbeitskräfte, sondern auch als eine Art Statussymbol. Wer es sich leisten kann, überlässt den philippinischen Angestellten nicht nur die Hausarbeit, sondern auch die Kindererziehung.
Doppelt ausgeliefert
Dabei sind die Angestellten ihren Arbeitgebern doppelt ausgeliefert, sagt unsere Korrespondentin: "Einerseits müssen sie die Forderungen der Eltern erfüllen, aber auch die der Kinder, die ihnen manchmal ganz schön auf der Nase rumtanzen, weil die Angestellten von ihnen abhängig sind."
Der entscheidende Vorteil, den die neuen Regelungen bringen, ist, dass die Philippiner ihre Pässe behalten dürfen und somit die Möglichkeit haben, das Land zu verlassen, wenn ihre Arbeitssituation unerträglich wird. Anne Allmeling hofft, dass es dadurch künftig weniger Selbstmorde unter Hausangestellten geben wird.
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