Youtube will die Videos erfolgreicher Kanäle stärker kontrollieren, um extremistische und gewaltverherrlichende Videos zu verhindern. Gleichzeitig sind auch kleinere Youtuber betroffen: Sie brauchen deutlich mehr Abonnenten, um mit ihren Videos Geld zu verdienen.
Ab dem 20.02. müssen sich Youtuber auf diese neuen Regeln einstellen:
- Videos mit Gewaltszenen, offener Judenhass sollen verhindert werden. Dafür stellt Youtube 10.000 neue Mitarbeiter ein, die sich die Videos der erfolgreichsten Kanäle ansehen, bevor sie online gehen.
- Unternehmen, die auf Youtube Werbung schalten dürfen mitbestimmen, vor welchen Videos ihre Werbung läuft und vor welchen nicht.
- Youtuber brauchen 1000 Abonnenten und insgesamt 4000 Stunden Wiedergabezeit der eigenen Videos, um mit dem eigenen Kanal auch Geld durch Werbung zu verdienen. Die Hürde war bisher deutlich niedriger
Von wegen: Broadcast Yourself
Youtube betone das Starsystem, meint Markus Hündgen, der sich in der Youtube-Community gut auskennt. Eigentlich haben die Amateure mal den Reiz der Plattform ausgemacht. Es war der demokratische Traum, dass jeder die Möglichkeit hat, gehört zu werden. Das ist nun schwieriger geworden.
„Da ist eine klare Tendenz, dass man nicht mehr so sehr auf das junge Gemüse, den Nachwuchs, setzt. Sondern eher ein bisschen zementiert, was die Großen schon erreicht haben.“
Youtuber, die keine 1000 Abonnenten zusammenkriegen, können keinen Cent mehr mit ihren Videos verdienen. Auch dann nicht, wenn sie mal einen viralen Hit landen sollten, der millionenfach geklickt wird. Früher konnte man so mit einem Video schon mal ein paar Tausend Euro verdienen. Youtube selbst rechtfertigt die Entscheidung so: Man wolle mehr auf Qualität setzen und die guten Videomacher unterstützen und verhindern, dass die "schlechten Akteure", wie Youtube sie wörtlich nennt, mit "unangemessenen Videos" Geld verdienen.
„Youtube möchte sauberer werden, es möchte vielmehr professionelle Produktionen anziehen, wie jetzt schon die Youtube-TV-Varianten gezeigt haben."
Youtube argumentiert außerdem: 99 Prozent der Kanäle, die jetzt kein Geld mehr für ihre Videos bekommen, haben vorher auch schon kaum was verdient: Nämlich weniger als 80 Euro im Jahr. Für die meisten also nur Kleckerbeträge, gemessen am hohen Aufwand, der oft in den Videos steckt. Einige Youtuber sagen trotzdem in ihren Videos: Auch die paar Euro im Jahr waren wichtig.
Für uns Zuschauer hat es natürlich auch Vorteile, wir müssen weniger Werbung schauen. Aber vielleicht wird es auch weniger Videos geben, die wir uns überhaupt anschauen können.
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- Netzwerkdurchsetzungsgesetz | Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz unterbindet Hate Speech in Sozialen Medien. Doch gleichzeitig bietet es Trollen eine neue Möglichkeit, gegen unterwünschte Inhalte und Accounts vorzugehen.
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