Chanukka, Schabbat und Thora sind Begriffe aus dem Judentum, mit denen wahrscheinlich einige etwas anfangen können. Aber eine wirkliche Ahnung davon, wie jüdisches Leben in Deutschland aussieht, haben nur wenige. Nicht selten entstehen dadruch Vorurteile - manchmal sogar ziemlich krasse. Diese auszuhebeln oder besser erst gar nicht entstehen zu lassen, ist das Ziel des Projekts "Meet a Jew".
Viele Menschen in Deutschland wissen wenig über das Judentum oder haben Bilder im Kopf, die nichts mit dem Judentum im 21. Jahrhundert zu tun haben. Um das zu ändern, hat der Zentralrat der Juden im letzten Jahr das Projekt "Meet a Jew“ ins Leben gerufen. Dabei geht es – wie der Name schon sagt – darum, dass jüdische und nicht-jüdische Menschen zusammenkommen, sei es in Zweierteams, in Schulklassen oder Sportvereinen, erklärt der Leiter des Projekts Marat Schlafstein.
Wer neugiereig aufs Judentum ist, kann einfach ein Treffen anfragen
Deutschlandweit machen bereits 350 Freiwillige mit und berichten über das Judentum, die Traditionen, aber auch über ganz private Dinge. "Wir wollen Vorurteilen durch Begegnung vorbeugen oder sie durch eine persönliche Erfahrung nach Möglichkeit abbauen", fasst Marat Schlafstein sein Anliegen zusammen.
"Niemand wird als Antisemit geboren, Vorurteile und Hass ist etwas, was man erwirbt."
Allerdings, so Marat Schlafstein, mache sich bei dem Projekt niemand Illusionen, "eingefleischte Antisemiten zu überzeugen, dass Hass auf Juden nicht das Richtige ist". Manche in der jüdischen Community gehen soweit zu fragen, inwieweit es ihre Aufgabe sei, Maßnahmen gegen Antisemitismus zu ergreifen. Schließlich seien es die jüdischen Menschen, die den Antisemitismus erleben.
Antisemitische Straftaten nehmen zu
Und die Zahlen sind eindeutig. Die aktuelle Anfrage der Bundestagsvizepräsidentin an die Bundesregierung zu Straftaten mit antisemitischem Hintergrund belegt: 2020 hat es demnach fast 2.300 Straftaten gegeben, ein Plus von fast 300 Fällen gegenüber 2019.
"Die Zahlen zu Antisemitismus sind erschreckend, aber wir definieren uns nicht über die Statistik. Insgesamt können Juden in Deutschland ein ziemlich unbeschwertes Leben führen."
Auch Marat Schlafstein sagt ganz klar: "Ich glaube, dass es eine ganze Reihe von Maßnahmen und Projekten braucht, um diesen Tendenzen entgegenzuwirken." Mit "Meet a Jew" wollen er und die vielen Freiwilligen ihren Teil zu einer toleranteren, offeneren Gesellschaft beitragen. Damit aus "ziemlich unbeschwertes Leben" für Jüdinnen und Juden in Deutschland ein wirklich unbeschwertes Leben wird.
Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de