Walausscheidungen für die Pflanzen und Kadaver für die Haie: Wale transportieren Nährstoffe aus dem Polarmeer in die Südsee – im ganz großen Stil. Forschende haben sich das für vier Arten genauer angesehen.

Ausscheidungen, Körper und Wandergewohnheiten von Bartenwalen bilden eine Art lebendiges Förderband. Es transportiert Nährstoffe aus eher kalten Gewässern an den Polen in wärmere Küstengewässer in den Tropen. In ihren Körpern bringen die Tiere eine ganze Menge an Biomasse auf den Weg, die sie sich überwiegend aus Krill und Fischen anfuttern.

"Sie fressen sich vom Frühjahr bis zum Herbst die Wampe voll in den Polarmeeren. Kurz bevor die Wale dann ins Winterquartier ziehen, sind sie Hunderte Kilo schwerer."
Anne Tepper, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

In den nördlichen Meeresgebieten der Polarregion verbringen Bartenwale in der Regel die Sommerzeit, in den südlichen Regionen die Winterzeit. Forschende, unter anderem von der US-Universität Vermont, haben das Ausmaß dieses Nährstofftransports für vier Walarten genauer bestimmt: Grauwal, Buckelwal, Süd- und Nordkaper.

"Vor dem kommerziellen Walfang wurden durch das Wal-Förderband wohl noch drei oder vier Mal mehr Nährstoffe transportiert."
Anne Tepper, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Die Tiere düngen auf dem Weg vom Norden in den Süden regelrecht das Meer mit ihren Fäkalien. Und in den südlichen Gewässern geht es weiter. Die Tiere scheiden unter anderem Stickstoff, Eisen und Phosphor aus. "Im Winterquartier selbst wird nichts mehr gefuttert, da leben die Wale von ihren Fettreserven", erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Anne Tepper.

Tonnenweise Stickstoff

Allein im Urin der wandernden Tiere könnten um die 4.000 Tonnen Stickstoff enthalten sein, Jahr für Jahr. Hinzu kommen insgesamt rund 45.000 Tonnen Biomasse. Das kommt mit Hautschuppen, Plazentas und den Körpern der Wale selbst zusammen.

Und das sind nur die Hochrechnungen für die vier genannten Walarten. Andere Arten wurden nicht erfasst. Auch Blauwale nicht, die bekanntlich sehr groß sind, deren Verhalten aber nicht ausreichend untersucht ist, um seriöse Berechnungen zum Nährstofftransport zuzulassen, sagt Anne Tepper.

Aus der Fläche auf den Haufen

Die Forschenden haben errechnet, dass die vier Walarten ungefähr das Doppelte an Nährstoffen in tropischen Gewässer einbringen als auf anderen Wegen dorthin gelangt – mit der Meeresströmung zum Beispiel.

Dabei kommen die Nährstoffe der Wale recht konzentriert in kleineren Meeresgebieten an. Denn aus weitläufigen Futtergebieten ziehen die Wale in eher kleinräumige Winterquartiere – vom riesigen Golf von Alaska in die Gewässer um Hawaii zum Beispiel.

"Aus einem riesigen arktischen Gebiet transportieren sie unheimlich viele Nährstoffe in sehr kleine tropische Meeresgebiete."
Anne Tepper, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin

Passenderweise sind diese südlichen Winterquartiergebiete eher nährstoffarm und können den tierischen Dünger gut gebrauchen. Grob gesagt wandeln die Meerespflanzen und Algen dort Stickstoff in Chlorophyll um – wovon sich andere Meerestiere ernähren. Alternativ fressen andere Tiere die angereiste Biomasse – Haie zum Beispiel freuen sich über die Walkadaver.

Shownotes
Meeresbiologie
Wale als Bandarbeiter
vom 10. März 2025
Moderation: 
Diane Hielscher
Gesprächspartnerin: 
Anne Tepper, Deutschlandfunk-Nova-Reporterin, Wissensnachrichten
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