Er gilt als größter Feldherr aller Zeiten: Alexander der Große. Erzogen von Aristoteles, schlug er die Perser, eroberte ein Weltreich – und starb mit 32 Jahren. Woran genau? Darum ranken sich Legenden. Jetzt gibt es eine neue Spur.
Zunächst zu den Fakten: Alexander der Große starb 323 vor Christus in Babylon im heutigen Irak – auf dem Höhepunkt seiner Macht. Persien und Indien waren schon erobert. Als Nächstes wollte er sich Arabien einverleiben. Es gab also Grund, zu feiern. Und wie das manchmal ist, artete diese Feier in ein echtes Saufgelage aus, das dem großen Feldherrn nicht gut bekam. Eine naheliegende These geht deshalb so: Alexander starb an einer Alkoholvergiftung.
"Es ist beim Guillain-Barré-Syndrom so, dass die Atmung extrem schwach wird, die Temperaturregulierung versagt, der Körper wird kalt und auch die Pupillenreflexe fallen aus."
Was gegen diese Theorie spricht: Einige Quellen erwähnen, dass der makedonische Herrscher kurz vor seinem Ableben von Fieber und Krämpfen geschüttelt wurde. Was eher für eine Malariaerkrankung spricht.
Kathrine Hall, eine Medizinerin aus Neuseeland hat jetzt einen neuen Ansatz. Sie vermutet: Alexander erlag dem Guillain-Barré-Syndrom. Hall hat sich genau angeschaut, welche Krankheitssymptome überliefert sind: Schwitzen, Darmprobleme und Lähmungen – und, was ganz entscheidend ist: Geistig blieb der Herrscher völlig klar. All das spricht für das Guillain-Barré-Syndrom, bei dem das Nervensystem lahmgelegt wird.
Ausgelöst wird die Krankheit durch eine Infektion – zum Beispiel bei einer Verletzung auf dem Schlachtfeld, auf dem Alexander die meiste Zeit seines kurzen Lebens verbrachte. Typisch für die Erkrankung: Die Muskeln des Erkrankten lähmen sich von unten nach oben. Und genau dieser Umstand könnte ein weiteres Mysterium erklären, das sich um den Tod Alexanders des Großen rankt: Sein Leichnam soll nämlich nach sechs Tagen immer noch nicht verwest sein und auch keinen strengen Geruch verströmt haben. Für die alten Griechen gab es nur eine Erklärung dafür: Alexander war ein Gott.
Ein klarer Geist – gefangen in seinem Körper
Katherine Hall geht die Sache profaner an: Alexander war noch gar nicht tot, als er beigesetzt wurde, sondern nur vollständig gelähmt. Ein klarer Geist – gefangen in seinem Körper. Was es besonders schwierig macht, die Lebenden von den Toten zu unterscheiden: Die Atmung wird bei Patienten, die am Guillain-Barré-Syndrom erkrankt sind, extrem schwach. Auch die Temperaturregulierung versagt – der Körper wird also sehr kalt. Und selbst die Pupillenreflexe setzen aus. Endgültig klären lässt sich die Todesursache des griechischen Feldherrn aber nicht: Alexanders Gebeine sind nämlich verschollen. Nach der Überlieferung soll er in einem Mausoleum im ägyptischen Alexandria beigesetzt worden sein. Von diesem Grab fehlt bis heute aber jede Spur.