Im Fokus von medizinischen Tests, Studien und dem Studium steht der männliche Körper. Dabei können Medikamente bei Frauen und Männern unterschiedlich wirken. Einige Studierende der Medizin fordern daher mehr Geschlechtergerechtigkeit fürs Studium.
Er ist das Maß aller Dinge: der weiße Mann. Zumindest gilt das immer noch für den überwiegenden Teil des medizinischen Studiums. Frauen sind bisher noch unterrepräsentiert in Studien und in Tests mit Medikamenten. Und das ist nicht ganz ungefährlich.
Es ist vor allem dann ein Problem, wenn Medizin bei Frauen und Männer unterschiedlich wirkt, denn schlimmstenfalls kann eine Behandlung, die nicht entsprechend auf den Körper einer Frau abgestimmt ist, auch zum Tode führen, sagt Sebastian Paschen, Mitbegründer der Initiative "Geschlecht in der Medizin".
"Die Konsequenz kann sein, dass man Dinge übersieht, die man eigentlich sehr leicht sehen könnte, was dann wiederum zu Fehldiagnosen und Fehltherapien führen kann."
Auch äußern sich beispielsweise bei neurodiverse Störungen Symptome bei den Geschlechtern unterschiedlich. Wenn Mediziner nur geübt darin sind, Symptome männlicher Patienten erkennen zu können, kann es passieren, dass manche Erkrankungen bei Frauen gar nicht erkannt und somit auch nicht diagnostiziert werden können.
Geschlechtergerechte Medizin: Nicht als Fach lehren, sondern da, wo es notwendig ist
Studierende, denen diese benachteiligende Praxis bewusst wird, schließen sich zum Teil Initiativen an, die sich für eine Medizin einsetzen, die geschlechtersensibler ist. Sebastian Paschen ist einer von ihnen. Gemeinsam mit einem Kommilitonen und einer Kommilitonin gründet er die Initiative "Geschlecht in der Medizin" im Jahr 2021.
Sebastian ist inzwischen im achten Semester. Ein Workshop, an dem er im zweiten Semester teilnahm, zeigte die Problematik auf. Seitdem befasst sich Sebastian Paschen intensiv damit.
"Nicht-männliche Patienten werden oft schlechter behandelt und haben einen schlechteren Outcome. Im schlimmsten Fall sterben sie sogar eher."
Die Forderung von Initiativen wie "Geschlecht in der Medizin" ist nicht, dass geschlechtersensible Medizin als eigenes Fach gelehrt werden soll. Denn das Studium sei ohnehin schon vollgepackt, und es müsse eigentlich in einer zu kurzen Zeit schon übermäßig viel gelernt werden, sagt Sebastian Paschen.
Was er und andere fordern, die sich für eine geschlechtergerechte Medizin einsetzen: Das Thema soll in allen Fächern aufgegriffen werden, wo auch eine Notwendigkeit besteht.