• Deutschlandfunk App
  • ARD Audiothek
  • Spotify
  • Apple Podcasts
  • Abonnieren

Ganz schön viele Eier. Allerdings sind diese auf keinen Fall zum Verzehr geeignet. Mithilfe von Hühnereiern werden nämlich auch Impfstoffe hergestellt.

Zu Ostern übertrumpfen sich alle mit kreativen Ideen, was sich aus Eiern basteln, backen oder kochen lässt. Sie haben aber noch eine wichtige Funktion - und zwar in der Medizin. Wie die Weltgesundheitsorganisation WHO meldet, werden weltweit jährlich 500 Millionen Hühnereier allein für die Herstellung von Grippe-Impfstoffen verwendet.

Der Virus reift im Ei

Nicht jeder Impfstoff wird mit Hilfe von tierischen Stoffen hergestellt. Aber solche Krankheiten, die durch Viren ausgelöst werden, wie etwa Grippe, Gelbfieber, Masern oder Windpocken. Hier werden Hühnereier verwendet, erklärt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Ilka Knigge. Dabei handelt es sich nicht um reguläre Eier aus dem Supermarkt, sondern um befruchtete Eier. Das ist wichtig, da der Virus eine tierische Zelle braucht, um zu wachsen.

Diese stammen aus speziellen Farmen mit Legehennen, die es auch in Deutschland gibt, erklärt Martin Friede von der WHO. Hier haben sie täglich Kontakt zum Hahn, damit die Eier - anders als beim Verzehr - befruchtet sind.

"These are special farms.(...) These chickens are intended for laying eggs, so not for eating. And these chickens have to have contact with the male every single day."
Martin Friede, WHO

Genau funktioniert es folgendermaßen:

  • Der extrahierte Virus wird in das Ei injiziert
  • Der Virus infiziert dann den Hühner-Embryo
  • Bei der Grippe brütet" der Virus zehn Tage unter einer bestimmten Temperatur im Ei (bei anderen Erkrankungen gegebenenfalls länger)
  • Dann wird das Eiweiß abgesaugt, der Virus extrahiert und weiterbehandelt
  • Je nach Impfstoff - es gibt Tot-und Lebendimpfstoffe - wird der Virus dann weiter behandelt: Entweder wird der Virus zerstört oder so abgeschwächt, dass er die Krankheit nicht mehr auslöst.

Alternative Verfahren

Anders funktioniert die Impfstoffherstellung etwa bei Krankheiten wie Thypus, die durch Bakterien ausgelöst werden. Diese werden beispielsweise in der Petrischale gezüchtet.

Aber auch bei der Herstellung von Gelbfieber- oder Grippeimpfungen gibt es alternative Verfahren. Beispielsweise für Menschen mit einer Hühner-Ei-Allergie, da nicht ganz ausgeschlossen werden kann, dass es im Impfstoff winzige Ei-Rückstände gibt. Im Moment wird der überwiegende Teil der Verfahren mittels tierischer Zellen hergestellt, so Martin Friede von der WHO.

"About 90 % of the vaccine produced on earth today in 2018 is produced in eggs, 9 % is produced on mammalian cells and there is now coming up some very new methods. One such example is growing it on an insect cell".
Martin Friede, WHO

Mittlerweile gibt es aber auch andere Verfahren. Eine recht neue Methode nutzt beispielsweise Insektenzellen. Und die Forschung arbeitet auch an der nicht-tierischen Herstellung: Hier sollen Impfstoffe mithilfe von Tabakblättern entwickelt werden. 

Mehr zum Thema:

Ihr habt Anregungen, Wünsche, Themenideen? Dann schreibt uns an Info@deutschlandfunknova.de

Shownotes
Medizin
500 Millionen Eier gegen die Grippe
vom 26. März 2018
Moderatorin: 
Sonja Meschkat
Gesprächspartnerin: 
Ilka Knigge, Deutschlandfunk Nova