Kommentare unter Artikeln von Online-Medien sorgen nicht nur dafür, dass der jeweilige Artikel negativ bewertet wird. Die Glaubwürdigkeit des Mediums an sich leidet.
Kommentare unter Artikeln von Online-Medien, auf Blogs oder in sozialen Netzwerken können oft schwierig sein. Vor allem dann, wenn sie unhöflich, aggressiv, beleidigend oder pauschalisierend formuliert sind. Forscher des Centers for Media Engagement der University of Texas in Austin wollten wissen: Welchen Effekt haben diese Kommentare auf ein Medium? Wie beeinflussen sie die Bewertung in den Punkten Qualität und Glaubwürdigkeit?
Die Versuchsanordnung der Studie war dabei wie folgt: Eine Gruppe bekam Artikel zu lesen, unter denen normale und nette Kommentare waren. Eine andere las Artikel mit aggressiven und unflätigen Kommentaren. Und dann gab es noch eine Kontrollgruppe. Die Frage am Ende: Wie bewertest du das Medium?
Abwägung von positiven und negativen Effekten
In bisherigen Studien wurde vor allem der Einfluss von Kommentaren auf einzelne Artikel untersucht. Das Ergebnis: Befanden sich Hasskommentare unter den Artikeln, wurde dessen Qualität als schlechter eingeschätzt. Dass sich dieser Effekt aber auf das publizierende Medium überträgt, hat die Forscher überrascht.
"Also kurzum: Wenn ein Medium eigentlich ein hohes Ansehen hat, dann kann es sich das mit aggressiven, pauschalisierenden Kommentaren unter einem einzigen Artikel versauen."
Mit anderen Worten: Je mehr herabwürdigende und aggressive Kommentare in einem Medium zu lesen sind, desto schlechter wird die Qualität des Mediums eingeschätzt. Für Medienanbieter heißt das: Entweder, die Kommentare müssen stark moderiert werden oder die Kommentarfunktion wird komplett geschlossen.
Im Prinzip eine Abwägung von Kosten und Nutzen. Denn klar, positive Kommentare haben auch positiven Einfluss. Das wiederum bindet Leser an ein Medium oder an eine Marke, weil sich Nutzerinnen und Nutzer dort gerne aufhalten. Damit steigt die Verweildauer auf den jeweiligen Seiten.
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