Deutschland schnieft sich durch den Winter – und informiert sich zu Krankheitssymptomen auch gerne mal per Suchmaschine oder via Social Media. Keine so gute Idee! Medfluencer versprechen Antworten, aber nicht jeder im weißen Kittel ist seriös.

Medfluencer produzieren auf den Sozialen Netzwerken von Ernährungstipps über Fitnessratschläge bis hin zu medizinischen Themen eine breite Palette an Inhalten. Einige dieser Influencer haben eine medizinische Ausbildung, andere aber nicht.

Die Journalistin Rabea Westarp vom SWR Investigativ-Format "Vollbild" hat sich das genauer angesehen: Unseriöse Medfluencer springen oft auf aktuelle Trends auf und bauschen so Probleme künstlich auf, kritisiert sie. In einem zweiten Schritt würden sie dann die passende Lösung präsentieren.

"Sie greifen Gesundheitstrends auf, reden dabei Probleme herbei und bieten dann direkt eine vermeintliche Lösung an, meist in Form von Nahrungsergänzungsmitteln oder Coachings."
Rabea Westarp vom SWR Investigativ-Format "Vollbild"

Besonders problematisch sei, dass viele Medfluencer Werbung nicht ausreichend kennzeichneten. Die Verbraucherzentrale NRW sieht zudem kritisch, dass es oftmals Codes in den Videos gebe, mit denen potentielle Kundinnen und Kunden angeblich vergünstigt die beworbenen Produkte kaufen könnten.

Einige Medfluencer nutzen sogar Verschwörungstheorien, um ihre Glaubwürdigkeit zu steigern, ergänzt Rabea Westarp. So sei oft zu hören, die Pharmaindustrie, Ärztegruppen oder die Weltgesundheitsorganisation verschweigen Heilmittel.

Medfluencer oder User: Wer trägt die Verantwortung?

Ein kontroverses Beispiel ist die Medizinstudentin Alina Walbrun, die auf Instagram über 300.000 Follower hat. Sie zeigt in ihren Videos, was sie isst, gibt Abnehmtipps und betont einen gesunden Lebensstil. Kritiker werfen ihr allerdings vor, ungesundes Essverhalten zu fördern. Walbrun selbst sieht die Verantwortung aber nicht bei sich, sondern bei den User*innen selbst: Wer anfällig für Essstörungen sei, solle ihr Angebot eben nicht nutzen.

„Ich finde es wichtig, dass man auf sich selbst hört. Wenn man weiß, dass man zu Kontrolle neigt, dann ist mein Content vielleicht nicht das Richtige.“
Alina Walbrun "Doc Alina" im Interview mit Rabea Westarp

Die Welt der Medfluencer ist bisher kaum reguliert. Zwar gibt es Gesetze wie das Heilmittelwerbegesetz und strenge Vorgaben für ärztliches Personal, die beispielsweise keine vergleichende Werbung machen dürfen. Doch diese Regeln gelten nicht für Influencer ohne medizinischen Hintergrund.

Hier setzt die Verbraucherzentrale mit dem Projekt Faktencheck Gesundheitswerbung an: Über eine Online-Formular oder Instagram können Nutzer*innen Posts oder Accounts melden, die überprüft und bei Verstößen gegebenenfalls abgemahnt werden.

Aufklärung statt Panikmache

Es gibt auch Medfluencer, die ihren Einfluss für seriöse Aufklärung nutzen. Einer von ihnen ist der Kinderonkologe Nibras Naami, der medizinische Themen für ein breites Publikum verständlich aufbereitet. Naami betont, dass Social Media keinen Arztbesuch ersetzen sollte.

"Das, was wir tun, ist rein als Aufklärung gedacht. Es ersetzt keinen ärztlichen Rat."
Dr. med. Nibras Naami, Gründer von "Hand, Fuß, Mund"

Naami legt Wert auf Transparenz und zeigt klar auf, was er leisten kann und was nicht. Für Rabea Westarp ist er ein positives Beispiel dafür, wie Medfluencer ihre Reichweite verantwortungsvoll nutzen können.

Die SWR "Vollbild"-Doku zum Thema "Gesund durch Influencer? Medizin-Hype mit Risiken & Nebenwirkungen" könnt ihr in der ARD-Mediathek sehen.

Shownotes
Medfluencer
Zu Risiken und Nebenwirkungen lieber nicht Insta fragen
vom 22. Januar 2025
Moderator: 
Sebastian Sonntag
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartnerin: 
Rabea Westarp, Journalistin, SWR Investigativ-Format "Vollbild"