"So, und dann muss ich noch zum Yoga." Viele von uns quetschen Dinge, die uns guttun, gerade noch so in den vollen Terminkalender. Doch genau das dürfen wir ändern, wenn wir wirklich nachhaltige Me-Time erleben wollen, sagt Psychologe René Träder.

Wenn es nach Social Media geht, sieht Me-Time so aus: meditieren, Yoga machen, in der Badewanne liegen. "So kann Me-Time aussehen", sagt Psychologe und Coach René Träder, "muss sie aber nicht." Allem voran geht es darum, etwas zu machen, was uns selbst in dem Moment guttut. Das kann Yoga sein, es kann aber auch bedeuten, für sich oder andere aufwendig zu kochen, ins Theater zu gehen oder Zeit mit Freund*innen zu verbringen.

Me-Time als Freiraum für uns selbst

Bevor wir also entscheiden, was wir machen, sollten wir uns fragen, was wir mögen und brauchen. Und zwar nur wir selbst, nicht was Social Media, unsere Eltern oder unsere Freund*innen meinen, sagt René Träder. Me-Time könne daher für jeden und jede anders aussehen. In der Hauptsache sollte sie folgende drei Kriterien erfüllen.

  • Selbstbestimmung: Während der Me-Time geht es um unsere eigenen Erwartungen und Bedürfnisse und nicht um die anderer.
  • Erholung oder Wachstum: Neben Entspannung und Erholen kann auch Weiterbildung im Vordergrund stehen, allerdings ohne den Druck ein Ziel erreichen oder etwas unter Beweis stellen zu müssen.
  • Fokus: Wir dürfen die Aufmerksamkeit auf uns selbst richten.

So, und wenn wir herausgefunden haben, wie wir die Zeit mit uns selbst am liebsten verbringen wollen, müssen wir es nur noch schaffen, das in unseren vollen Terminkalender reinzuquetschen. Doch Vorsicht, wenn wir so vorgehen, droht Me-Time uns zu stressen, sagt der Psychologe und rät, die eigene Haltung zur Me-Time zu reflektieren. Seiner Beobachtung nach wird Me-Time oft zu einem weiterem To-do. Hilfreicher sei es hingegen, wenn wir unsere Haltung zur Me-Time verändern, wenn sie eine Selbstverständlichkeit für uns wird im Sinne von: Natürlich steht mir Zeit für mich zu.

"Unser Körper strebt regelrecht danach runterzukommen, nichts tun zu müssen. Doch oft ist dafür gar keine Zeit."
René Träder, Psychologe und Coach

Wie fangen wir also mit der bewussten, unstressigen Me-Time an? "Wir können lernen, uns jeden Tag Momente zu nehmen, in denen es nur um uns selbst geht“, sagt der Psychologe. Am besten funktioniert das über Rituale und Gewohnheiten und über Fragen wie: Wo kann ich schauen, dass ich noch morgens vor der Arbeit etwas für mich tue? Neben der kleinen, regelmäßig stattfindenden Me-Time dürfen und sollten wir uns auch größere, längere Me-Time-Phase nehmen. Und die dürfen wir dann auch im Kalender einplanen. Und dann entspannt vielleicht sogar der oder die Kontrolleti in uns.

Im Gespräch mit René Träder geht es außerdem um die Frage, ob wir Me-Time unbedingt alleine mit uns selbst verbringen müssen und um den Unterschied zwischen Entspannung und Erholung.

Shownotes
Ohne schlechtes Gewissen
Me-Time: Wie wir lernen, uns Zeit für uns zu nehmen
vom 02. Januar 2025
Moderation: 
Lena Mempel
Gesprächspartner: 
René Träder, Psychologe und Coach