Die größte nicht-staatliche Demonstration der DDR am 4. November 1989 ging auf Initiative ostdeutscher Theaterkünstler zurück. Schauspieler wie Jan Josef Liefers und Ulrich Mühe, die später auch im Westen Karriere machten, traten als Redner auf. Fünf Tage später fiel die Mauer.
Schauspieler, Regisseure, Dramatiker: Sie alle trugen erheblich zum Ende der DDR vor 28 Jahren bei. Das Zentrum für Zeithistorische Forschung in Potsdam hat in seiner Reihe "Menschen unter Diktaturen" an dieses Ereignis mit einem Vortrag und einer Diskussion unter Zeitzeugen erinnert. Die Historikerin Jutta Braun zeigte dabei auf, wie bipolar sich die Theater in jener Zeit präsentierten.
Auf der einen Seite wurden sie vom SED-Regime streng gesteuert und zensiert, auf der anderen aber entwickelte sich gerade hier - im Gegensatz etwa zum Staatsfernsehen - eine Möglichkeit, an den staatlich auferlegten Ketten zu rütteln.
"Gleichzeitig boten viele Häuser einen Freiraum, in dem Wahrheiten ausgesprochen werden konnten, die ansonsten allenfalls im privaten Umfeld erörtert wurden."
Braun schildert anhand eines Werkes des Dramatikers Heiner Müller, mit welchen raffinierten Methoden einige Künstler immer wieder versuchten, ihre Staatskritik mehr oder weniger versteckt unterzubringen. Je offener sie ausfiel, desto regloser musste sich das Publikum verhalten. Denn wäre die Kritik in den Stücken bejubelt worden, hätte die Staatssicherheit die Aufführungen abgesetzt.
"Die Leute hatten die Macht des Schweigens erkannt. Sie wussten, sie durften nicht reagieren. Es herrschte Stille im Zuschauerraum. Das Stück wurde genehmigt."
Die Schauspielerin Jutta Wachowiak war diejenige, die den Vorschlag der Theaterschaffenden für eine Großdemonstration zur Sprache brachte. Zwar sei der Mut immer größer geworden, das zu sagen, was man denkt - die Angst jedoch sei ihr ständiger Begleiter gewesen.
"Ich hatte Schiss. Und hatte auch meinen Kindern gesagt, was sie tun sollen, wenn ich nicht nach Hause komme."
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