Es ist ein Zufall, dass wir jetzt über Zufälle sprechen. Aber vielleicht auch nicht. Vielleicht gibt es irgendeinen Mathematiker, der genau das schon längst wusste. Er hat einfach die Wahrscheinlichkeit berechnet.
Unser hauseigenes Mathegenie heißt Arne Hell.
"In Stochastik hatte ich damals tatsächlich keine 4 minus wie sonst, sondern eine 2."
Die Wahrscheinlichkeit von ganz krassen Zufällen zu berechnen, ist aber auch für Mathe-Profis nicht so leicht - es hängt nämlich davon ab, welche Variablen mit einbezogen werden müssen. Und dann muss man sozusagen erstmal ein Rechenmodell entwerfen. Es gibt Grundgleichungen, normalerweise Exponentialfunktionen, aber je nach Setting müssen die eben sehr stark angepasst werden.
Ein populärer Mathematiker aus den USA, Joseph Mazur, hat ein ganzes Buch über dieses Problem geschrieben. Auf seinen Lesungen erzählen ihm immer wieder Leute krasse Geschichten.
Sachen gibt’s…
Ein Typ steht auf einem Flughafen und wartet auf seinen Flug, sein Name ist Ted. Die Maschine ist verspätet, es gibt ein Problem mit dem Motor. Darüber spricht Ted mit einem anderen Passagier, den er nicht kennt, der mit ihm wartet. Ted erwähnt in welcher Firma er arbeitet. Und der Typ sagt: Lustig, ich habe gerade versucht, jemanden aus dieser Firma anzurufen und habe ihm auf die Mailbox gequatscht. Und es war natürlich genau Ted, den er versucht hat zu erreichen. Und das, obwohl in dieser Firma 140.000 Menschen arbeiten.
Der Mathematiker Wolfgang König, Professor an der TU Berlin, sagt aber: Viele Dinge sind gar nicht sooooo unwahrscheinlich, wie es auf den ersten Blick erscheint, wenn ich nur genug Informationen habe.
"Wenn ich mehr weiß über dieses zufällige Experiment, das ich da betrachte, dann werde ich auch zu ganz anderen Schlüssen kommen."
- Im Beispiel von Ted kommt ja gar nicht jeder der 140.000 Mitarbeiter dafür in Frage, von dem anderen Typen angerufen zu werden
- Ted fliegt jede Woche für seine Firma
- Er fliegt von kleineren Flughäfen, wo eher ältere Maschinen eingesetzt werden
- Die Abflughallen dort sind kleiner und man kommt eher ins Gespräch mit den Leuten
Zack. Schon erscheint das alles nicht mehr ganz so krass. Je mehr Informationen ich habe, desto sichtbarer und fassbarer wird die Wahrscheinlichkeit.
Falsches Bauchgefühl
Das Problem mit so einer Zahl, die hinter einem Zufall steckt, sei, dass wir oft ein falsches Bauchgefühl haben, sagt Professor König.
"Zufälle sind sehr schlecht fassbar. Man sieht sie nicht, man riecht sie nicht. Die Wahrscheinlichkeit ist ein ziemlich flüchtiges Ding."
Folgende Story hat auch jemand dem US-Mathematiker Joseph Mazur erzählt:
Ein Junge schaukelt immer auf einer Schaukel, die an einem Baum vor seinem Elternhaus hängt. Eines Tages hört er beim Schaukeln ein Knacken. Er hat Angst, dass der Ast abbrechen könnte und schaukelt von da an nie wieder auf der Schaukel. Etwa 40 Jahre später besucht er als älterer Mann seine alten Eltern. Er geht vor das Haus, steht neben dem Baum - und in genau diesem Moment bricht der Ast ab. Das hat sogar Professor König beeindruckt. Doch obwohl das so krass ist, kann König überhaupt nichts damit anfangen, wenn ihm jemand mit Fügung oder Schicksal oder göttlicher Vorsehung oder sowas kommt...
"Es war nur ein Omega. Nur ein Experiment, das eben so ausgefallen ist."