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Mit dem illegalen Handel von archäologischen Kulturgütern finanzieren sich nicht nur Terrororganisationen, sie schaden damit auch dem sozialen Zusammenhalt in den beraubten Ländern. Deshalb kauft Markus Hilgert, Direktor des Vorderasiatischen Museums in Berlin, nichts mehr.

Wie viel Terrororganisationen mit dem illegalen Handel von archäologischen Kulturgütern verdienen, lässt sich seriös nicht beziffern, sagt Markus Hilgert. Denn es gibt keine flächendeckende Überwachung des Handels, die notwendig wäre, um daraus Handels- und Verkaufsströme abzuleiten.

Existentieller Schaden

Der Direktor des Vorderasiatischen Museums in Berlin kann jedoch mit Sicherheit sagen, dass in Ländern wie dem Irak und Syrien archäologische Stätten massiv geplündert wurden. Und er kann mit Sicherheit feststellen, dass in sogenannten Marktstaaten wie Deutschland in großem Umfang archäologische Kulturgüter zum Kauf angeboten werden.

"Entscheidend ist, dass Kulturgut von Nationen und Völkern massiv zerstört wird, da müssen auch alle Marktstaaten wie Deutschland etwas dafür tun, dass das aufhört."

Außerdem kann Markus Hilgert erklären, dass es zwei Handelsströme gibt: Der eine ist verdeckt, der andere ist offen. Findet der Handel verdeckt statt, werden die Objekte meist in Freihäfen oder Lagern "geparkt", bis sie in den Handel kommen. Offen werden Objekte beispielsweise auf Internetplattformen gehandelt. Meist fehlen vollständige Angebotsinformationen, so dass der Käufer kaum etwas über die Herkunft erfährt.

"Das ist das Problem, dass der Handel nach wie vor zu wenig Informationen über die Herkunft der Objekte liefert. Das ist ein Problem des Verbraucherschutzes: Wer etwas erwerben will, will auch sicher gehen, dass es legal ist."
Markus Hilgert , Direktor des Vorderasiatischen Museums in Berlin

Die öffentlichen Institutionen sollten hohe ethische Maßstäbe an ihre Erwerbspraxis legen. Als Direktor des Vorderasiatischen Museums weiß Markus Hilgert, "dass Irak und Syrien gar keine legale Ausfuhr von archäologischen Kulturgütern vorsehen und das schon seit dem 19. Jahrhundert".

"Ich habe 2014, als ich Direktor des Vorderasiatischen Museum wurde, festgelegt, dass wir gar nichts mehr erwerben."
Markus Hilgert , Direktor des Vorderasiatischen Museums in Berlin

Markus Hilgert ist sich sicher, dass eine internationale Zusammenarbeit von Institutionen, Organisationen und bei Aktionen dazu beitragen kann, den illegalen Handel mit archäologischen Kulturgütern zu unterbinden. Deutschland hat zum einen das neue Kulturschutzgesetz verabschiedet, zum anderen können von Deutschland aus Archäologen und Kunsthistorikerinnen in den betroffenen Ländern mit Notfallplänen und Ausbildungsmaßnahmen unterstützt werden. Außerdem sollte Deutschland zum Beispiel die Unesco stärken oder den von Frankreich in den Emiraten eingebrachten neuen Fond zum Schutz von Kulturerbe unterstützen.

Mehr über den illegalen Handel mit Antiken und Kulturgütern:

Shownotes
Handel mit archäologischen Kulturgütern
Zerstörung des Kulturguts von Nationen
vom 31. März 2017
Moderator: 
Till Haase
Gesprächspartner: 
Markus Hilgert , Direktor des Vorderasiatischen Museums in Berlin