Besonders kleine Städte wie Lissabon und Dubrovnik leiden unter dem Ansturm von Touristen. Amsterdam kennt das Problem ebenfalls und ergreift jetzt drastische Maßnahmen, um die Besuchermassen unter Kontrolle zu bekommen.
Die Altstadt der kroatischen Stadt Dubrovnik ist pittoresk und total überlaufen. Etwas mehr als 42.000 Bewohner wurden bei der Volkszählung im Jahr 2011 gezählt. Relativ wenig, wenn man diese Zahl mit der Anzahl der Touristen vergleicht, die in einem Sommer durch die Stadt schlendern. In der Haupturlaubssaison legen täglich drei bis vier Kreuzfahrtschiffe im Hafen an. Die Schiffe setzen 6000 bis 7000 Reisende pro Tag an Land ab, die allesamt die Altstadt besichtigen wollen - 1979 von der Unesco zum Weltkulturerbe ernannt.
Einheimische werden politisch aktiv
Günstige Reiseangebote, das Revival von Kreuzfahrten und Top-Ten-Listen mit Geheimtipps für Reiseziele tragen dazu bei, dass sich Touristen zu bestimmten Zeiten an beliebten Orten anstauen. Das Phänomen wird Overtourism genannt.
Massentourismus ist nichts Neues - in den 1970ern wurde er als Problem erkannt. Die neue Dimension des Overtourism ist, dass es durchaus Gruppen gibt, die sich gegen den Andrang von Touristen wehren und politisch aktiv werden.
Zahl der Touristen begrenzen
Dubrovnik ist beispielsweise dermaßen überlastet, dass die Verwaltung überlegt, nur noch eine bestimmte Anzahl an Touristen in die Altstadt zu lassen. Schranken mit einem Zählsystem sind schon installiert worden, werden bisher aber noch nicht genutzt, sagt Rainer Hartmann, Professor für Freizeit- und Tourismusmanagement.
"Overtourism ist nichts Neues. Neu ist, dass es seit einigen Jahren in verschiedenen Städten Gruppen in der Bevölkerung gibt, die sich lautstark dagegen wehren."
In Lissabon, Barcelona und Venedig ist die Lage ähnlich dramatisch. Wohnraum wird knapp, weil viele Menschen Wohnungen lieber lukrativ an Touristen vermieten, um sich etwas dazu zu verdienen. Jährlich sinkt die Zahl der Einwohner in Venedig, weil viele vor den Touristenmassen flüchten. Eine Folge ist, dass Friseure und Metzgereien - die Geschäfte des alltäglichen Lebens - verschwinden, um Platz für Modeboutiquen und Souvenirläden zu machen.
Amsterdam: Bußgeld fürs Gröhlen und Wildpinkeln
In Amsterdam pöbeln angetrunkene Touristen gerne mal lautstark im berühmten Rotlichtviertel herum. Dagegen geht die Stadt jetzt mit drastischen Geldbußen vor: 95 Euro kostet das Trinken von Alkohol inzwischen an bestimmten Stellen.
"Wenn man es verpasst über Jahre den Tourismus so ein bisschen zu flankieren und einzudämmen und es so weit kommen lässt, dann muss man vielleicht auch zu so drastischen Maßnahmen greifen."
Wer gegen Regeln verstößt, muss blechen
Wildpinkeln, Gröhlen und Müll auf den Boden werfen, kostet schon 140 Euro. Rainer Hartmann, Professor für Tourismusmanagement, findet diese Maßnahmen zwar drastisch, sagt aber, dass die Stadt Amsterdam möglicherweise so hart durchgreifen muss, um das Problem in den Griff zu bekommen, weil zu lange nicht auf den Touristenansturm reagiert wurde.
Gezieltes Marketing könnte gegen den anhaltenden Overtourism an manchen Reisezielen helfen, sagt Rainer Hartmann. Die Reisenden wünschen sich vermehrt ein authentisches Reiseerlebnis fernab vom Mainstream. Diesen Trend könnte man mit dem entsprechenden Marketing aufgreifen und unterstützen, um eine bessere örtliche Verteilung der Touristen zu erreichen.
Saison über einen längeren Zeitraum strecken
Die Reisesaison mithilfe von Marketing auseinander zu ziehen, könnte außerdem helfen, die Zahl der Touristen über einen längeren Zeitraum zu verteilen. Und auch die Einführung von Reservierungs- und Ticketingsystemen, um die angespannte Situation in besonders stark frequentierten Städten zu entspannen, sagt Hartmann.
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