Wie bei jeder WM-Eröffnungsfeier wird auch dieses Mal wieder das offizielle WM-Maskottchen im Stadion rumturnen. Ein Wolf namens Zabivaka. So schwer kann es ja eigentlich nicht sein, in so einem Kostüm zu stecken, dachte sich Deutschlandfunk-Nova-Reporter Dominik Peters.
"Man fragt sich gerade so: 'Was ist los mit dem Ennatz?'". Eigentlich fragt sich Björn das gerade. Der hat eine Promotion-Agentur und kennt sich richtig gut aus mit Maskottchen. Er vermittelt sie für Stadtfeste, Messen oder private Feiern. Oder eben den Ennatz, das Maskottchen für den Verein MSV Duisburg.
Maskottchen sein für einen Tag
"Viele denken, es ist ja nur ein Maskottchen" - zu diesen vielen gehört auch Deutschlandfunk-Nova-Reporter Dominik Peters, als er es einfach mal ausprobieren wollte. Für eine Dreiviertelstunde wollte er in das Zebrakostüm schlüpfen, um eine Kindergeburtstags-Horde durch das Stadion zu führen. Kann ja nicht so schwer sein, denkt er noch - und stolpert fast über die erste Stufe, nachdem er sich die viel zu große Frotteehose, den steifen Oberkörper und die Zebramaske angezogen hat.
"Es gibt so ein paar Punkte: Ein Maskottchen kann und darf nicht sprechen. Genau, wie ein Maskottchen oder ein Walking-Act-Darsteller den Kopf immer erst hinter geschlossenen Türen abziehen darf."
Luft kriegen ist auch nicht so einfach, sagen darf er auch nichts und eigentlich sieht er auch nicht viel. Und dann steht er im Stadion Foyer, wartet auf die Kinder und zählt die Schweißperlen, die ihm über die Stirn laufen. Pinkeln hätte er noch mal gehen können, denkt er sich noch. Dann kommt Björn. Und sagt es: "Man fragte sich gerade so: "Was ist los mit dem Ennatz? Der steht so traurig da".
"Das Risiko, gleich zu inaktiv zu sein, ist zu hoch, sodass man sagt: Schwierig."
Die Leute vom Verein sind unzufrieden mit Dominik. Ein Ennatz darf offenbar nicht minutenlang regungslos auf einem Fleck stehen. Auch nicht außerhalb der Dienstzeiten. "Im Prinzip ist es ja jetzt so eine Marke und die muss einfach" - und dann klatscht Björn in die Hände. Funktionieren muss es. Und das tut es mit Dominik nicht. "Krass, hätte ich nicht gedacht, dass man so viel verkehrt machen kann."
"Ob du gute oder schlechte Laune hast - meiner Meinung nach sieht man es trotzdem an den Bewegungen, weil ich finde, das Schlimmste an Maskottchen ist, wenn sie sich nicht bewegen."
Deshalb wird nichts aus Dominiks Selbstversuch. Zumindest nicht im offiziellen Einsatz. Denn nun übernimmt Björn - und der liebt es, sich in dem Kostüm zu verstecken. Kopf ausschalten, kein Handy und auch mal grimmig gucken, sieht ja keiner. "Ich sag mal, jeder, der morgens ins Büro geht, dem sieht man seine Laune an. Du bist in deiner eigenen geschützten Welt."
Dann taucht Björn ab, die Kinder kommen und Dominik versteht, was ein wirklich gutes Maskottchen ausmacht: ausladende Bewegungen, als wäre es eine Comicfigur. Wenn Ennatz mit den Kindern abklatscht, holt er mit den Armen richtig weit aus. Wenn er läuft, wackelt der ganze Oberkörper.
- Maskottchen fördern Vorurteile | Sie heißen "Indians", "Warriors" oder "Redskins" und in ihren Logos sind Indianer mit Federschmuck und Kriegsbeile zu sehen.
- Ein Tag als Maskottchen | Christian Schmidt ist für die Eröffnung eines Tunnels als Maulwurf durch Heidelberg gelaufen. Der Stundenlohn war in Ordnung, die Arbeit eher peinlich.
- Jedes Team braucht seinen Poldi | Lukas Podolski hört auf - zumindest in der Nationalelf. Manche nennen ihn Maskottchen, aber er ist viel mehr. Außerdem: Es braucht kühle Köpfe, aber genauso wichtig sind Spaßvögel.