Bei Streamingdiensten wie Spotify bekannt zu werden, ist eine echte Herausforderung. Um die Bekanntheit künstlich zu pushen, tricksen anscheinend manche Künstler und Künstlerinnen. Dafür nutzen sie die Metadaten der Songs, um mehr Sichtbarkeit und mehr Abrufe auf der Plattform zu generieren. Unsere Reporterin Anke van de Weyer erklärt, wie das genau funktioniert.
Wenig bis kaum bekannte Künstlerinnen und Künstler geben bei ihren Tracks in den Metadaten Features von bekannten Kollegen und Kolleginnen an, um in deren Playlists zu landen. Das hat zur Folge, dass zum Beispiel ein Song von einem recht unbekannten US-Rapper als Feature von Snoop Dogg angegeben wird.
Snoop Dogg, um beim Beispiel zu bleiben, ist auf dem Track aber gar nicht mit drauf. Vielleicht höchstens als Sample. Was jedoch passiert: Die Fans von Snoop Dogg bekommen den Song von dem eher unbekannten Künstler oder der unbekannten Künstlerin in ihre personalisierten Playlists gespült. Das passiert zum Beispiel bei Playlists wie Release Radar oder New Music Friday, die per Algorithmus Musik vorschlagen, die den Usern und Userinnen gefallen könnte.
Streamingerfolge durch Fake-Feature
Wenn ein Künstler oder eine Künstlerin, den oder die ihr oft hört, ein neues Feature hat, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ihr euch auch dann dafür interessiert, wenn der Hauptkünstler oder die Hauptkünstlerin jemand anderes ist. Wir bleiben beim Beispiel Snoop Dogg: Der Rapper hat auf Spotify fast 20 Millionen monatliche Hörerinnen und Hörer. Wenn nur ein Bruchteil davon das Fake-Feature in der Playlist hat, verbreitet sich der Song damit enorm schnell, so unsere Reporterin Antje van de Weyer.
"Wenn nur ein Bruchteil von den Hörerinnen und Hörern das Fake-Feature in der Playlist drin hat, verbreitet das den Song mega krass."
Zusätzlich erscheinen Neuveröffentlichungen auch bei Features nochmal auf der Seite der Künstlerinnen und Künstler bei Spotify.
Kontrollen versagen teils
Die Künstler und Künsterlerinnen laden normalerweise ihre Musik nicht selbst bei den Streamingdiensten hoch, sondern arbeiten mit sogenannten Distributoren. Das sind Firmen, die mit den Streamingdiensten kooperieren und sich darum kümmern, dass die Musik zum Veröffentlichungsdatum verfügbar ist.
Dafür werden auch Metadaten angegeben, die wichtige Informationen enthalten. Zum Beispiel, wer für die Produktion verantwortlich ist und eben auch für die Features. "Bei diesen Angaben wird dann getrickst", sagt Anke van de Weyer.
Eigentlich sollen Kontrollen solche Tricksereien verhindern:
- Die meisten Distributoren kontrollieren selbst die Metadaten.
- Auch die Streamingdienste kontrollieren nochmals.
- Und natürlich sollten auch die Künstlerinnen und Künstler selbst kontrollieren.
Aber auch der beste Algorithmus ist nicht fehlerfrei und solche Fakes können durchrutschen. Dennoch ist diese Art der Manipulation nicht zu 100 Prozent erfolgversprechend, so Anke van de Weyer. Aber es kann funktionieren, auch weil es schwierig ist, die Absicht klar nachzuweisen. Außer, jemand versucht, bei verschiedenen Songs direkt hintereinander zu manipulieren. Bislang gibt es diese Feature-Fakes aber vor allem in den USA.
"Aber manchmal rutscht dem besten Algorithmus was durch."
Es ist auch nicht der erste Versuch, bei Streams zu manipulieren. 2019 gab es eine große Diskussion um gekaufte Streams. Hacker hatten behauptet, über Zugriff auf Nutzungsprofile Streams generieren zu können. Ob das stimmt, konnte bisher nicht wirklich geklärt werden, so Anke van de Weyer.
Eine andere Möglichkeit der Manipulation sind Playlisten, die wie Alben oder Soundtracks benannt sind. Dann passiert aber Folgendes: Sucht ihr zum Beispiel nach dem Soundtrack zum Film Joker, zeigt euch Spotify nicht nur den Original-Soundtrack an, sondern eben auch alle Playlists mit Namen wie "Joker Soundtrack".