Deutschland ist bekannt als das Land der Mülltrennung. Das meiste wird recycelt. Das stimmt aber nicht. Auch in Deutschland wird viel Müll verbrannt und dann sind da am Ende noch die Asche und die Schlacken, die nach der Verbrennung übrig bleiben.
In riesigen Anlagen werden die nicht wiederverwertbaren Müllreste verbrannt. Übrig bleiben Schlacken und Filteraschen, sagt Thomas Fischer von der Deutschen Umwelthilfe, einer nichtstaatlichen Verbraucherschutz-Organisation. Allein fünf Millionen Tonnen Schlacken fallen jährlich nach der Müllverbrennung an., Und er sagt auch: "Da sind die Filteraschen noch gar nicht dabei."
"An Schadstoffen sammeln sich insbesondere Schwermetalle an. Bei der Verbrennung von Kunststoffen aber auch Dioxine und Furane - das sind so ziemlich die giftigsten und toxischsten Stoffe, die man sich vorstellen kann."
Dioxine und Furane können in gewissen Konzentrationen sogar tödlich sein, sagt Fischer. Nach der Verbrennung werden die Schlacken und Filteraschen noch einmal analysiert und je nach Schadstoffart und Gehalt weiterverwendet oder entsorgt: Teils werden daraus Deponie-Ersatzbaustoffe. Was nicht mehr zu gebrauchen ist, wird meist unterirdisch endgelagert.
"Hochtoxisches Material, das für gar nichts anderes mehr zu verwenden ist, landet für gewöhnlich in trockenem Salzgestein oder Bergwerksstollen."
Deponien einfach zubauen?
Die Deponie-Ersatzbaustoffe dienen auch dazu, geschlossene Mülldeponien zuzubauen, so dass man sie als solche nicht mehr erkennt. Dieses Vorgehen hält die Deutsche Umwelthilfe aber für problematisch.
"Die gefährlichen Stoffe müssen stabilisiert werden - also eingebunden in eine Matrix, so dass sie zukünftig nicht mehr in Wasser löslich sind."
Tests, die durchgeführt würden, um das nachzuweisen, bezögen sich nur auf 24 Stunden – und das lasse keinerlei Rückschlüsse darauf zu, ob die gefährlichen Stoffe auch in den nächsten Jahrzehnten noch versiegelt und damit gefahrlos bleiben, sagt Thomas Fischer.
Warum wird so wenig über Müllverbrennung berichtet?
Bei Atommüll gibt es eine leidenschaftliche Debatte – bei normalem Müll ist das anders. Dass es in Deutschland noch sehr viele Müllverbrennungsanlagen gebe, sei ein Erbe aus den 80er- und 90er Jahren. Damals habe der Übergang stattgefunden von einer Deponierung in eine Kreislaufwirtschaft.
"Heute weiß man: Recyceln ist deutlich besser als verbrennen."
Die Verbrennungsanlagen haben eine Laufzeit von 20 bis 50 Jahren, deshalb werden sie uns noch eine Weile begleiten, sagt Thomas Fischer. Viele Kommunen seien Besitzer der Anlagen, daher bestehe von Seiten der öffentlichen Hand kein Interesse daran, die Abfallverbrennung negativ darzustellen. Die Kommunen wollten ihre Anlagen abschreiben – und anschließend auch noch Geld damit verdienen.
Wie wir Müll vermeiden
Wenn wir Verpackungsmüll vermeiden und Wertstoffe trennen, können wir alle dazu beitragen, dass weniger Müll entsteht, sagt Fischer. Über den gelben Sack würden immerhin rund 40 Prozent der Plastikabfälle recycelt. "Viele Leuten trennen heute immer noch nicht ihren Müll und schmeißen alles in die graue Tonne." Keine gute Idee, denn dieser Müll werde einfach verbrannt, so Fischer.
Auch die Politik kann was tun, sagt Fischer:
- Abfallvermeidung und Wiederverwendung fördern
- Überkapazitäten abbauen oder eine Müllverbrennungssteuer einführen
- Die Herstellung von Verpackungen teurer machen, etwa über eine Verpackungssteuer
- Bio-Diesel-Gemisch: Kaffee im Tank | Ein Start-up mischt Kaffeesatz mit Diesel und will damit die Busse betanken.
- Wiedergeburt der Dinge | Wie schaffen wir es, weniger Müll zu produzieren? Ganz einfach, indem wir weniger konsumieren und das, was wir haben, reparieren.
- Mit der Frischhalte-Box in den Supermarkt | Eine Supermarktkette testet wiederverwendbare Behälter, die wir selbst mitbringen und im Markt frisch auffüllen lassen können.