Unternehmen wie Coca-Cola, Pepsi, Nestlé oder Danone sind für mehr als die Hälfte der Umweltverschmutzung durch Plastik verantwortlich. Das haben Forschende herausgefunden. Sie fordern, die Firmen gesetzlich in die Pflicht zu nehmen.
Plastik ist ein Riesenproblem, vor allem weil es extrem lange dauert, bis es sich zersetzt hat. Bei einer Plastiktüte sind es laut Nabu und dem Portal Statista 20 Jahre, bei einer Getränkedose 200 Jahre, und eine Plastikflasche kann bis zu 450 Jahre herumliegen, bis sie zersetzt ist. Hinzu kommt, dass das Plastikproblem über die Jahre zugenommen hat. Und weil irgendjemand – Unternehmen, meistens riesige Konzerne – diese Plastikprodukte herstellt, ist ein internationales Forschungsteam auf die Idee gekommen, herausfinden zu wollen, wessen Plastikprodukte am Ende als Müll in der Natur landen.
Direkter Zusammenhang von Plastikproduktion und Umweltverschmutzung
Um die benötigten Daten zusammenzutragen, hat das Team riesigen Aufwand betrieben. Unterstützt wurden sie dabei von 200.000 Freiwilligen, die in 84 Ländern bei Cleanup-Aktionen Plastikmüll eingesammelt haben zum Beispiel an Stränden, Flüssen oder in Parks. Das Ganze geschah über einen Zeitraum von fünf Jahren, zusammengekommen sind in der Zeit fast 1,9 Millionen Gegenstände, berichtet Peter Neuhaus aus den Deutschlandfunk-Nova-Wissensnachrichten. Dann wurde geschaut, ob auf dem Müll noch Namen oder Logos der Hersteller zu erkennen waren, um die Plastikprodukte Konzernen oder Herstellern zuzuordnen.
"Die Forschenden nehmen ganz klar die Konzerne in die Pflicht. Sie seien in erster Linie für die Berge an Plastikmüll verantwortlich."
Die Hälfte, die nicht zugeordnet werden konnte, wurde als "anonymer Plastikmüll" gewertet. Doch die andere Hälfte des Mülls konnte insgesamt rund 56 globalen Unternehmen zugeordnet werden. Negativer Spitzenreiter ist die Coca-Cola Company mit einem Anteil von elf Prozent, gefolgt von Pepsi mit fünf Prozent, danach kommen Nestlé und Danone mit jeweils drei Prozent, zählt Peter Neuhaus auf. Es handelt sich also alles um Hersteller von Getränken oder Lebensmitteln. Auch noch vorne dabei ist der Tabakkonzern Altria/Philip Morris.
Einer der Studienautoren argumentiert im Anschluss an das Forschungsergebnis, dass es die Entscheidung der Konzerne ist, ihre Produkte so zu verpacken, wie sie es tun. Die Forschenden verweisen da zum Beispiel auf andere Materialien und Verpackungen, die mehrfach benutzt werden können.
"Die Forschenden fordern ein Kennzeichnungssystem für Unternehmen, um zu wissen, wer für die Produktion verantwortlich ist."
Die Forschenden problematisieren auch, dass die Hälfte des Mülls nicht zugeordnet werden konnte. Daher appellieren sie an die Politik, die Konzerne gesetzlich zu verpflichten, ihre Plastikprodukte so zu labeln, dass sie als Hersteller erkennbar sind. Das würde die Rückverfolgung von Plastikmüll erleichtern.
Forschender spricht von "Albtraum"
Eine weitere Erkenntnis aus der Studie ist: Wie viel Plastik produziert wird, beeinflusst direkt das Ausmaß der Umweltverschmutzung. Einer der Studienautoren wird dazu mit drastischen Worten zitiert. Er sagt, dass ihn der 1:1-Zusammenhang zwischen Plastikproduktion und Müll schockiert habe. Damit habe sich "sein schlimmster Albtraum bestätigt".
"Wenn die Plastikproduktion um ein Prozent steigt, dann gibt es auch ein Prozent mehr Verschmutzung durch Plastik."
Ziel: politischer und gesellschaftlicher Druck
Das ist auch insofern eine beunruhigende Erkenntnis, wenn man bedenkt, dass sich die Plastikproduktion in den letzten zwanzig Jahren verdoppelt hat und nach Angaben der OECD nur neun Prozent recycelt werden.
Deswegen machen die Forschenden keinen Hehl daraus, politischen Druck mit ihrer Arbeit ausüben zu wollen. Ihre Studie erscheint zu einem Zeitpunkt, in dem Mitgliedsländer der Uno ein weltweites Abkommen gegen Plastikmüll diskutieren. Die direkte Verbindung zwischen Plastikproduktion und Plastikverschmutzung müsse bei den Verhandlungen berücksichtigt werden, fordern sie daher. Bisher scheint ein weltweites Abkommen allerdings nicht in Sicht, weil sich die Länder nicht einig sind, ob es ausreicht, die Recyclingquote deutlich zu steigern oder ob die Produktion von Plastik stark beschränkt werden sollte – so wie es die Autor*innen der aktuellen Studie fordern.