Theresa Breuer ist eine der Initiator*innen der Aktion "Luftbrücke Kabul", die Ende August rund 200 Menschen aus Afghanistan ausgeflogen hat. Sie berichtet von den nervenaufreibenden Tagen der Evakuierung.
Der privaten Initiative "Luftbrücke Kabul" ist es Ende August gelungen, mit einem durch Spendengelder gemieteten Charterflugzeug zunächst 18 Menschen aus Kabul auszufliegen, rund 200 weitere wurden später mit einer US-Maschine ausgeflogen. Theresa Breuer war selbst vor Ort in Kabul, bis sie von den Briten nach Katar ausgeflogen wurde.
"Es war unglaublich gefährlich."
Theresa selbst war am Flughafen, während etwa 250 Menschen – verteilt auf mehrere Busse – versuchten, die Checkpoints der Taliban zu passieren, um auf das Flughafengelände zu kommen. Sie sagt, sie habe sich große Sorgen um den Konvoi gemacht, zumal auch ihr Freund Jordan in einem der Busse saß.
"Wir haben es dann geschafft, am nächsten Morgen mit den Amerikanern endlich Kontakt aufzunehmen, um einen offiziellen Slot zu bekommen, wann dieser Konvoi in den Flughafen kommen darf."
Während der Konvoi auf dem Weg zum Flughafen war, passierte einer der Anschläge vor dem Flughaben. "Uns war klar: In dieser Nacht wird kein einziger Konvoi mehr ans Flughafengelände kommen", erzählt Theresa. Also haben sie den Busfahrern gesagt, sie sollen einfach herumfahren. Fahren, fahren, fahren. "Was bedeutete, dass man auch nicht stehenbleiben konnte, weil lokale Gangster versucht haben, in diese Busse reinzukommen, weil sich blinde Passagiere im Gepäckfach versteckt haben, wenn man angehalten hat", sagt sie.
"Das war so eine Situation, die hat noch einigermaßen harmlos angefangen – wenn man das überhaupt so sagen kann in dieser Lage. Weil die Taliban am Anfang noch Witze gemacht haben und Selfies mit Jordan machen wollten."
Am nächsten Morgen hat die Gruppe tatsächlich einen offiziellen Slot von den Amerikanern erhalten, um auf das Flughafengelände zu kommen. Allerdings mussten sie vorher noch Kontrollposten der Taliban passieren: "Wir haben es dann geschafft, zum ersten Check vorzudringen, der direkt vor diesem Tor ist, das die Amerikaner bewachen." Aber dann zogen sich die Gespräche und Verhandlungen mit den Taliban immer mehr in die Länge. Die Taliban wurden zunehmend aggressiv und feindlich. Am Ende mussten sie aufgeben.
Scheitern – trotz Geheimcode zum Flughafen
Theresa hatte an diesem Nachmittag am Flughafen einen amerikanischen Diplomaten kennengelernt, der sich ihre Geschichte anhörte: "Und der mir von einem geheimen Zugang zum Flughafen erzählt hat und mir das Passwort genannt hat, das man braucht, um da reinzukommen." Das Tor war von außen nicht sichtbar und mit Spezialeinheiten gesichert. Aber auch diese Option scheiterte schließlich. Das war der Moment, als die Initiatoren von "Luftbrücke Kabul" den Menschen in den Bussen sagen mussten: "Ihr müsst jetzt leider nach Hause fahren. Wir können nichts mehr für euch tun", erinnert sich Theresa Breuer.
"Ich bin am nächsten Tag dann evakuiert worden von den britischen Truppen."
Völlig entmutigt und mit den Nerven am Ende wurde Theresa von den britischen Truppen evakuiert und nach Katar ausgeflogen. Als sie dort nach dem Flug ihr Telefon anschaltete, hatte sie zig Nachrichten bekommen. "Wir haben dann die Menschen wieder angerufen und gesagt: 'Setzt euch ins nächste Taxi, kommt zurück zu den Bussen. Wir haben Informationen erhalten, dass sie es noch mal probieren sollen.'" Und dieses Mal funktionierte es: Rund 200 Menschen wurden einzeln von den Taliban abgenickt und von den Amerikanern auf das Flughafengelände gelassen.
Wenn ihr wissen wollt, wie die Aktion weiterging und wie die 200 Menschen ausgeflogen wurden, dann hört euch das gesamte Audio an.