Schwindeln, täuschen, lügen: Das kennen wir alle. Auch viele Tiere spielen ihren Artgenossen gerne mal was vor. Die Gründe dafür sind so facettenreich wie die schauspielerische Darbietung ihrer Protagonisten: Von Schutz über den Drang nach Sex bis hin zum Bedürfnis nach mehr Komfort.
Manche Vogelarten haben eines gemeinsam: Sie sind Meister im Vortäuschen von Verletzungen. Sandregenpfeifer zum Beispiel sind dafür bekannt, Fressfeinde wie Mader mit einem vorgespielten Flügelbruch in die Irre zu führen.
Sind die Küken oder das Nest bedroht, lockt der Sandregenpfeifer Fressfeinde durch eine vorgetäuschte Behinderung vom Nest fort. Mit einem vermeintlichen Flügelbruch signalisiert er Angreifern, eine leichte Beute zu sein. Folgen die Fressfeinde also dem Muttertier, ist die Gefahr für Eier und Jungtiere gebannt.
Lust auf Sex
Das Vortäuschen falscher Tatsachen hat auch das Männchen der Mehlschwalbe drauf. Anders als beim Sandregenpfeifer geht es der Schwalbenart um Sex. Mit einem sogenannten Feindruf versucht das Mehlschwalbenmännchen, das Weibchen von einem möglichen Seitensprung abzuhalten.
Denn: Ist das Weibchen nicht im Nest des Vogelpaares signalisiert das Männchen mit seinem Ruf, dass eine vermeintliche Gefahr in der Nähe ist – worauf das Mehlschwalbenweibchen schnell ins eigene Nest zurückkehrt. Einen ähnlichen Ruf benutzen auch Hähne. Wenn sie Lust auf Sex haben, ködert der Hahn die Henne mit einem Futterruf, obwohl es kein Futter gibt.
Lügen für den eigenen Vorteil
Geht es um die Fortpflanzung, machen auch die Zebrafinken ihren Partnerinnen und Partnern gern was vor. Sind die Vögel mal krank, sparen sie für ihre Genesung möglichst viel Energie. Die Zebrafinken fressen und trinken weniger, schlafen viel und sind kaum aktiv. Das können sie aber schnell ändern, wenn sie attraktiv auf ihre Sexpartnerinnen- und partner wirken möchten: Dann steigern sie ihre Aktivität – trotz Krankheit – und pflanzen sich fort.
"Als mögliche Sexualpartner sind kranke Tiere überhaupt nicht geschätzt. Da heißt es dann den Schnabel zusammenbeißen und schauspielern."
Für Pandabärin Ai Hin hingegen, schien Fortpflanzung mehr Komfort zu bedeuten. Sie soll 2014 bewusst eine Schwangerschaft vorgetäuscht haben, zumindest erklärten sich die Mitarbeitenden der Panda-Aufzuchtstation im chinesischen Chengdu damals so das Verhalten des Pandaweibchens.
Phantomschwangerschaft bei Pandabärinnen
Alle Anzeichen sollten den Verdacht der Tierpflegerinnen und Tierpfleger bestätigen: Ai Hin hatte kaum Appetit und zeigte wenig Drang, sich zu bewegen. Auch habe sie mehr Hormone ausgeschüttet. Die Liveübertragung für die Geburt war schon geplant und dann hat sich das Verhalten der Pandabärin wieder reguliert. Schwanger war sie also doch nicht.
Die Phantomschwangerschaft soll das Pandaweibchen wohl vorgetäuscht haben, um an besseres Futter und einen Platz im Einzelgehege zu gelangen, so die Zoodirektion. In der Panda-Aufzuchtstation sei eine bevorzugte Behandlung für trächtige Weibchen gängig.
Verhaltensbiologen war ein Verhalten wie das der chinesischen Pandabärin nicht bekannt. Sie konnten eine gezielte Täuschung damals aber auch nicht ausschließen.