Dürfen wir Männern sagen, dass sie bitte keine Sandalen oder kurzen Hosen im Büro tragen sollen? Darüber wird gerade im Netz diskutiert. Auslöser ist ein Artikel der Autorin Kathrin Weßling. Sie sagt: Das ist Lookism.
Lookism bedeutet, jemanden nur anhand seines Äußeren zu beurteilen. Das haben in der Vergangenheit vor allem Frauen über Frauen gemacht. Zum Beispiel, indem sie Artikel im Netz oder in Magazinen darüber geschrieben haben, was modisch gerade geht und was nicht.
Hoch-Zeit für den Lookism ist der Sommer
Inzwischen trifft das Mode-Bashing auch immer mehr Männer. Gerade, wenn es draußen warm wird und mehr Haut gezeigt wird, kocht die Stilkritik hoch, sagt Nils Pickert. Er ist Chefredakteur von pinkstinks.de, einem Online-Portal, das vor allem gegen stereotype Geschlechterrollen schreibt.
"Im Sommer geht’s oft darum, ob und wie viel Haut Frau zeigen darf. Aber auch bei Männern nimmt das zu. Zum Beispiel: Ob und wie dürfen Bart oder Sandalen getragen oder Brusthaar gezeigt werden?"
Autorin und Journalistin Kathrin Weßling regt sich in ihrem Artikel auf Bento.de darüber auf, dass Frauen Männern sagen, was sie anziehen sollen und was nicht. Sie findet nicht, dass Frauen das Recht dazu haben, nackte Männerfüße oder Beine unästhetisch oder sogar eklig zu finden.
"Es ist eine armselige Eigenschaft, über das Äußere anderer Menschen zu lästern. Das ist das Handeln und Denken eines Menschen, der sich selbst über andere erheben muss, um sich besser zu fühlen. Es ist würdelos."
Trotzdem lästern nicht nur Mode-Journalisten gerne über Klamotten-Styles. Auch in der Bahn oder im Büro ist das ein beliebtes Thema. Das hat mit damit zu tun, wie wir Menschen ticken, erklärt der Psychologe Michael Häfner.
"Wir bewerten und vergleichen uns selbst laufend mit dem, was uns umgibt. So verorten wir uns und andere. Und das auch in Bezug auf Mode."
Ob das in unseren Köpfen passiert, oder wir öffentlich lästern, das macht den Unterschied. Laut Kathrin Weßling ist es Lookism, wenn das zum Beispiel in einem Mode-Blog passiert. Darüber wird jetzt auch auf Twitter diskutiert. Unter Kathrin Weßlings Artikel hat dann jemand die Frage gepostet: "Wo hören Stil- und Modekritik auf und wo fängt Lookism an?"
Kathrin hat darauf geantwortet, dass für sie Lookism und auch Sexismus da anfängt, wo man sagt: "Das und das ist bei dem Geschlecht ok und bei dem anderen nicht."
Mode ist nicht immer ein Statement
Nils Pickert von Pink-Stinks.de findet, es hängt auch vom Anlass ab, ob eine Stilkritik berechtigt ist oder in Richtung Lookism geht.
"Wenn ich in den Supermarkt oder an den Strand gehe, mache ich das selten, um mit meiner Kleidung eine Wirkung zu erzielen. Wenn ich aber den Bundestag betrete oder ein Vorstellungsgespräch habe, dann will ich ein Statement mit meiner Kleidung setzen."
Nils lehnt generelle No-Gos ab. Eine Stilkritik oder modische Tipps, die an eine Situation gebunden sind, findet er angemessen. Schließlich kann sich dann immer noch jeder überlegen, ob er sich daran halten möchte, oder die Stilempfehlung genau deshalb gerne brechen will.
- Lookism | Wir wollen uns ständig vergleichen