Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind in den ersten beiden Pandemiejahren 145 Millionen Menschen weltweit an Long Covid erkrankt. Elisabeth ist eine von ihnen. Schon die einfachsten Tätigkeiten erschöpfen die 28-Jährige. Ihren Beruf musste sie inzwischen aufgeben und auch in ihrem Privatleben muss sie sich einschränken. Darunter leidet ihre Lebensqualität.
Elisabeth ist 28 Jahre alt. Im Februar 2022 erkrankt sie an Covid 19. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie nie eine ernsthafte Erkrankung, sagt sie über sich. Wie eine starke Grippe fühlt sich ihre Infektion an - den Krankheitsverlauf bezeichnet Elisabeth als sehr milde. Anderthalb Wochen lang ist sie krankgeschrieben und nur an einem Tag hat sie Fieber.
"Ich bin dann einfach nach den anderthalb Wochen wieder arbeiten gegangen und habe gemerkt, irgendwie bin ich noch nicht so belastbar wie vor der Erkrankung."
Nach dem Abklingen ihrer Covid-19-Infektion geht Elisabeth wieder arbeiten, merkt aber schnell, dass sie nicht so belastbar ist wie vor ihrer Erkrankung. Sie hat Anzeichen von Muskelschwäche. Sie geht zu ihrer Hausärztin, die ihr sagt, dass es durchaus normal sei, dass man sich bis zu sechs Wochen nach einer Virusinfektion noch etwas angeschlagen fühle. Aber auch nach Ablauf dieser sechs Wochen fühlt sie Elisabeth nicht besser.
Über 200 Long-Covid-Symptome bekannt
Elisabeth entwickelt ganz unterschiedliche Symptome: Arthritis-ähnliche Schmerzen in den Händen und Fingern, Schwindel, Übelkeit bei Überlastung, Glutenunverträglichkeit, Muskelschwäche und chronische Erschöpfungssymptome. Die Schmerzen in den Händen dehnen sich nach und nach auf den ganzen Körper aus, – auch Elisabeths Gelenke fangen an zu schmerzen. Und schon das Tragen ihres Rucksacks auf dem Weg zur Arbeit macht ihr zu schaffen.
"Als ob ich plötzlich sehr viel älter geworden wäre: Man kann mich mit einer 90-jährigen Omi vergleichen."
Um am Wochenende genug Kraft für die Arbeitswoche sammeln zu können, fängt sie damit an, die Wochenenden im Bett zu verbringen. Dann verlegt sie ihren Job ins Homeoffice. Elisabeths Ärztin sagt ihr dann, dass die Symptome bei Post Covid bis zu drei Monate anhalten könnten.
Obwohl sie vieles versucht, um ihren Job behalten zu können, sieht Elisabeth irgendwann ein, dass sie ihm nicht weiter nachgehen kann. Sie muss sich immer mehr einschränken, um die Dinge tun zu können, die vorher zu ihrem Alltag gezählt haben.
"Im September war es dann so weit, dass ich die Stunden reduzieren müsste, weil ich die Vollzeitwoche gesundheitlich nicht mehr schaffe. Da hab ich dann eingesehen, dass ich so krank bin, dass ich jetzt nicht mehr arbeiten kann."
Leitlinien zur Behandlung von Post- und Long-Covid-Patienten
Durch ihre Erkrankung hat Elisabeth viel über die Behandlung von Post- und Long-Covid gelernt, was zum Zeitpunkt ihrer Erkrankung auch ihrer Ärztin wohl nicht bewusst war. Das höre man auch von vielen Betroffenen, dass sie schlechte Erfahrungen mit ihren Ärzt*innen machen, sagt Elisabeth.
Ein Problem, das sie in diesem Zusammenhang sieht: Die Leitlinien zur Behandlung seien nicht so weit verbreitet und die Krankheitsbilder können stark variieren. Bisher sind rund 200 unterschiedliche Long-Covid-Symptome bekannt, sagt Elisabeth. Viele Daten und viel Forschung dazu fehle einfach noch.
"Die Erkrankung ist so neu und auch in medizinischen Fachkreisen leider auch wenig bekannt. Teilweise gibt es auch wenig Verständnis für die Vielfalt der Symptome."
Reha und Engagement gegen Long-Covid
Auch für Elisabeths Ehe ist ihre chronische Erkrankung belastend. Viele Aufgaben im Haushalt muss ihr Mann nun übernehmen. War ihr Energielevel vorher auf 100 Prozent, so befindet es sich inzwischen auf 40 Prozent, sagt die 28-Jährige. Und Elisabeth muss darauf achten, dass sie nicht über ihre Belastungsgrenze geht, weil das dazu führen kann, dass sie danach tagelang nicht mehr aus dem Bett kommt und sich all ihre Symptome verstärken.
Sie kümmert sich aktiv darum, dass es ihr besser geht, indem sie die Symptome mit Wärme, Massage und Akupressur selbst behandelt, soweit sie das kann. Außerdem hat sie eine teilstationäre Reha-Maßnahme in einer Post-Covid-Ambulanz angefangen – allerdings sagt sie, dass diese auf sehr klassischen Reha-Methoden beruhe. Für sie als ME/CFS-Erkrankte mit chronischer Fatigue ist die Behandlung eher kontraindiziert, sagt Elisabeth, weil sie sie über ihre Belastungsgrenze hinweg führen und dadurch eher schaden könne.
Um zur Aufklärung beizutragen und für mehr Aufmerksamkeit zu sorgen, engagiert sich Elisabeth inzwischen mit der "Nicht Genesen"-Kampagne auf Instagram für Long- und Post-Covid-Patienten.
"Was ich noch allen sagen möchte, die betroffen sind: Bitte behaltet eure Hoffnung, gebt nicht auf. Die Forschung ist dabei, sich zu engagieren."
Unser Foto ist ein Symbolbild und zeigt nicht Elisabeth.