Die schwedische Band Little Dragon macht das Gegenteil von gefühligem Pop, von dem wir uns einfach berieseln lassen. Ihr Sound ist vor allem eins: schwer greifbar.
Authentizität, gelebte Gefühle, gefühltes Leben - der Schein des Pop-Geschäfts wurde uns von Jan Böhmermann und Jim Pandzko in seine Einzelteile zerlegt. "Menschen Leben Tanzen Welt" - Worte ohne Inhalt, und trotzdem bleibt ein Gefühl. Und darum geht's am Ende eines Songs offenbar viel mehr als ums Hirn.
Denn sonst würden wir ja viel öfter in Konzertsälen sitzen und zeitgenössische Kompositionen mit "schiefen" Tönen feiern. Bei der neuen Platte "season high" von Little Dragon stehen wir zwischen den beiden Welten. Das "Gefühl" stellt sich irgendwann ein, aber möglicherweise erst dann, wenn es einmal an der Hypophyse vorbeigerauscht ist.
Schwer greifbare Stimme
Yukimi Nagano ist die Stimme von Little Dragon aus Schweden. Sie singt spitz, hoch, rhythmisch, hauchig, gequält - irgendwie schwer greifbar. Wer sie wirklich ist, was ihr am meisten entspricht, bekommt man beim Hören nicht so leicht raus. Sie ist wie eine Projektionsfläche, die man bei jedem neuen Song mit einem anderen Bild bespielen kann.
Im einen Moment titscht sie als Gameboy-Mädchen durch die Melodie, im nächsten Augenblick zieht sie einen mit ihrer Stimme in Richtung Schlafzimmer. Am Ende liefert sie ein Album mit einer Ansammlung von zehn Songs, die klanglich durch fette Referenzen aus den 80ern verbunden sind, hier ein bisschen klebrigen Pop, da ein bisschen experimentellen Dance mitbringen, aber das Wort "Album" kaum noch aussprechbar machen.
Außerdem in dieser Sendung:
Kendrick Lamar, Royal Blood, Blaue Blume und Joe Goddard.