Zwei junge Frauen, deren Leben früh von der Drogensucht von Angehörigen oder Geliebten überschattet wurde, begegnen und verlieben sich in Nina LaCours Roman "Wilde Minze."
Eine einzige Sache, ein Gewürz, eine Note, eine Farbe oder ein Bleistiftstrich, kann alles verändern.
Dabei ist es erst mal egal, wie klein oder mächtig diese Beigabe ist, und auch wie zufällig oder bewusst sie hinzugefügt wird. Es ist auch egal, ob das an einem perfekten Sommertag auf einer Waldlichtung oder in einer eiskalten Winternacht auf einem Parkplatz vor einem Club geschieht.
Eine Kleinigkeit, die alles verändert
Denn danach ist nichts mehr wie vorher, sondern völlig neu. Und nicht immer ist das Neue schön. Nicht immer schmeckt der Eintopf dann besser. Nicht immer zwingt der Cocktail einen dazu, die Augen zu schließen und leise zu seufzen. Nicht immer wirkt das Wohnzimmer mit der neuen Wandfarbe gemütlicher. Und nicht immer weiß man sofort, woran genau das liegt.
"Einer von ihnen fing an und setzte die ersten Striche auf’s leere Blatt Papier. Dann wurde es weitergereicht und so entstand etwas ganz Magisches: eine neue Welt, eine fantastische Geschichte."
In ihrem Roman "Wilde Minze" erzählt die Autorin Nina LaCour von unzähligen solcher kleinen Dinge, die hinzugefügt werden – mal mit Absicht, mal versehentlich, mal mit nicht nennenswerten Folgen, mal mit katastrophalen Konsequenzen.
Sie beschreibt diese Begebenheiten so, dass man beim Lesen jedesmal davon überrascht wird, was als nächstes passiert, oder auch, weil man erkennt, was bis dahin gefehlt hat.
Nach etlichen Jugendbüchern veröffentlicht Nina LaCour mit "Wilde Minze" ihren ersten Roman für ein erwachsenes Publikum. Ihrer Erzählung liegen die Lebensgeschichten zweier junger Frauen zugrunde.
Da ist zum einen Emilie und ihre kreolische Familie aus den Südstaaten der USA. Wenn sie auf ihre Jugend und Kindheit zurückblickt, sieht sie einerseits eine liebevolle Familie. Andererseits die langen Schatten, die die Alkohol- und Heroinsucht ihrer Schwester Colette auf die Familie geworfen hat. Emilie ist dabei immer diejenige gewesen, die sich gefügt und den Bedürfnissen anderer angepasst hat.
Persönliche Verluste und die Flucht nach vorne
Die andere Figur, die im Mittelpunkt des Romans steht, ist Sara aus Kalifornien. Dass Menschen durch Heroin kaputtgehen, ist da, wo Sara mit ihrer Familie gelebt hat, normal. Zuerst verliert Sara ihre Mutter deswegen. Im Alter von sechzehn Jahren stirbt dann auch noch ihre erste große Liebe, Annie. Seitdem ist Sara die meiste Zeit auf der Flucht.
Diese Flucht führt Sara nach Los Angeles: ohne Geld, ohne Ausbildung, ohne Plan. Zur gleichen Zeit wechselt Emilie ein Studienfach nach dem anderen. Sie weiß nicht, was sie will oder was sie braucht. Ihre Eltern zeigen wenig Verständnis.
Irgendwann jobbt sie als Floristin und Sara als Barkeeperin. Und genau zu diesem Zeitpunkt prallen ihre beiden Leben aufeinander. Beide wissen sofort, dass sie zusammengehören. Sie verlieben sich ineinander. Was aber nicht bedeuten muss, dass ihre Liaison stark genug ist, um gegen die Traumata ihrer Jugend standhalten zu können.
Das Buch
"Wilde Minze" (Originaltitel: "Yerba Buena", 2022) von Nina LaCour, aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Yasemin Dinçer, erschienen bei Ullstein, 330 Seiten, gebundene Ausgabe (Hardcover): 22,99 Euro, eBook: 18,99 Euro. Das Hörbuch wurde gelesen von Mala Sommer; Erscheinungsdatum: 28.09.2023