Der Roman "Unheimlich nah" von Johann Scheerer ist eine autobiografische Coming-Of-Age-Geschichte über den Wunsch nach Freiheit. Es geht darin um den Teenager Johann, der nach der Entführung seines Vaters unter ständiger Beobachtung steht.
Johann hatte gehofft, dass der Urlaub langweilig wird. Langweilig und schön. Er wollte den ganzen Tag am neuen Pool abhängen, mit den Hunden durch den Garten laufen, dabei bunte Urlaubsklamotten tragen, essen, Gitarre spielen und den ein oder anderen Song schreiben, die Hitze aushalten, frei sein und viel nichts tun. Johann wollte eben Dinge machen, die ein Teenager im Portugal-Urlaub mit den Eltern so macht.
Unter Beobachtung
Aber nichts da – es ist alles anders gekommen. Seine Eltern und er sitzen jetzt nicht in einem Taxi, das sie zu ihrem Ferienhaus fährt. Sie sitzen in einem Polizeiauto. Vor und hinter ihnen sind noch mehr Polizeiautos. In den ganzen Autos begleiten Polizisten mit Maschinengewehren in der Hand ihn und seine Eltern. Nichts daran ist langweilig. Das macht auch der Gesichtsausdruck seiner Eltern deutlich. Die sehen genauso schockiert aus über all das, wie Johann sich fühlt.
"Es lässt sich nur vermuten, was der Autor Johann Scheerer in diesen Tagen – im frühen Januar 2024 – davon hält, wenn Menschen sein zweites Buch genau jetzt lesen."
Aber das ist jetzt wohl so. Das ist offenbar die Zeit "danach". Jetzt wird jeder seiner Schritte beobachtet. Ohne Personenschutz darf Johann nirgendwo mehr hingehen. Wie soll sich der Teenager an die Ex-Soldaten in Tarnhosen mit Bürstenhaarschnitten und Messern an den Waden gewöhnen? Irgendwie muss er das. Die strengen Sicherheitsmaßnahmen sollen Johann und seine Familie schließlich beschützen – vor Menschen wie dem Entführer seines Vaters.
Das Buch
"Unheimlich nah" von Johann Scheerer. Erschienen im Piper Verlag, 329 Seiten, Taschenbuchausgabe: 12 Euro, E-Book: 9,99 Euro; Erschienen am 11.01.2021.