Sie hat Probleme, Sex und Gefühle: In ihrem Debutroman "Taubenleben" beobachtet Paulina Czienskowski ihre Figur Lois beim Warten auf das Ergebnis eines HIV-Tests – in der Schwebe zwischen den Emotionen.
Es fühlt sich so an, als sei keine Ewigkeit vergangen. Es fühlt sich so an, als hätte Lois erst gestern mit Mirabel den Fahrstuhl verlassen und die letzten fünf Stufen ins OG Unsichtbar erklommen, auf ihre geheime Etage, auf das Dach.
Wenn Lois ihre Mutter in der obersten Etage des Wohnblocks besucht, ist sie nie ganz sicher, in welcher Zeit sie sich gerade befindet. Oder wie alt sie ist.
Gefühle der Mutter
Sie weiß nicht wie sie sich verhalten soll. Wie ein Seismograph kann Lois die feinsten Gemütsschwingungen ihrer Mutter empfangen, aber nicht deuten. "Taubenleben" heißt das Romandebüt von Paulina Czienskowski, in dem sie bis ins kleinste Detail die Beziehungen ihrer Protagonistin Lois auslotet.
Die Beziehung zur Mutter, zum Vater, zur besten Freundin Mirabel, zum besten Freund Heinrich, zu den Männern, mit denen sie Sex hat. Seit Edi ist Lois fest davon überzeugt, HIV-positiv zu sein. Als Strafe. Sie müsste doch eigentlich viel unglücklicher sein.
"Weil das in keinem Fall geht: gleichzeitig glücklich und unglücklich zu sein, entscheidet sich Lois für das Unglück und trennt sich von ihrem freundlichen Freund."
Um sicher zu sein, dass ihr Leben nicht länger lebenswert ist, amtlich bestätigt quasi, macht Lois einen HIV-Test.
72-Stunden Wartezeit
Drei Tage dauert es, bis sie das Ergebnis haben wird. Drei Tage, um Abschied zu nehmen. Von ihrer Mutter. Von ihrem Vater. Von Mirabel. Und Heinrich. Von den Typen. Vom Hochhaus. Vielleicht wäre ein Plan B ganz gut. Für den Fall, dass sie doch kein HIV hat. Könnte ja sein.
Das Buch
"Taubenleben" von Paulina Czienskowski, Blumenbar (Aufbau Verlag), 220 Seiten, Hardcover: 20 Euro, eBook: 14,99 Euro; Erscheinungstermin: 17.02.2020.
Die Autorin
Paulina Czienskowski ist freie Journalistin und Autorin. Sie lebt in Berlin. "Taubenleben" ist ihr erster Roman.