Der Debütroman "Steine schmeißen" von Sophia Fritz lässt in einer einzigen Silvesternacht ein ganzes Leben aufleuchten. Dreiundzwanzig Jahre Leben ohne Kurs, ohne Ziel und ohne Anker.
Nach sieben Jahren ist es aus und vorbei zwischen Anna und Alex. Anna ist auf einer Silvesterparty in Wien bei ihrer Freundin Marie. Die ist gut drauf: Die Gastgeberin tanzt durch ihre Wohnung. Sie kann nicht aufhören zu lächeln. Ihre Freundin Marie ist eine gute Gastgeberin, findet Anna. Mit der einen Hand schneidet Marie Gemüse, mit der anderen öffnet sie einen Rosé, der keiner ist, aber so schmeckt.
Vielleicht hat Marie etwas genommen, denkt Anna. Einem Rausch ist ihre Freundin nie abgeneigt und immer gut mit chemischen Drogen eingedeckt: Koks, MDMA, Modafinil.
"'Heute ist die Nacht', sagt Marie und umarmt Anna. 'Okay', sagt Anna. Beide wissen, dass das stimmt. Beide ahnen, dass jede dabei an was Anderes denkt…"
Während Annas Mutter – weit entfernt von der Party in Wien – im elterlichen Haus Annas altes Kinderzimmer ausmistet, wünscht Anna sich einfach fallen und damit all ihre Probleme hinter sich zu lassen. Ein gepflegter Vollrausch wär es, denkt sich Anna, die Protagonistin aus Sophia Fritz Debütroman "Steine schmeißen".
Sie kann nicht aufhören, über ihre Trennung von Alex nachzudenken. Der ist mit Elin unterwegs – das weiß Anna, weil sie auf Instagram sehen kann, wie beide Fotos von den gleichen Orten posten.
Aber sich wirklich fallen zu lassen, gelingt Anna selten. Eigentlich nur, wenn sie ihr Gesicht irgendwo hineindrückt, in eine Halskuhle, in eine Armbeuge, in ein Kissen.
Therapeutische Steine werfen um Mitternacht
Und Anna kann nicht aufhören, allen auf der Party zu erzählen, dass Alex wegen einer Magen-Darm-Erkrankung nicht zur Party kommen konnte. Das stimmt aber natürlich nicht.
Plötzlich taucht Maries Bruder Samir auf der Party auf. Samir ist Annas Affäre seit zwei Jahren. So wie sie keinem vom Ende ihrer Beziehung zu Alex erzählt hat, so weiß auch niemand von ihrer Affäre zu Samir. Auch Annas bester Freund Fede nicht, den sie auch nicht mehr so richtig an ihrem Leben teilhaben lässt.
Fede beschließt sich bis Mitternacht in jemanden zu verlieben, dabei fällt sein Blick auf Samir.
Die Party findet ihren Höhepunkt, als ein weiterer Freund, Lukas, vorschlägt, alles, was man hinter sich lassen möchte, auf Steine zu schreiben und diese anschließend in die Donau zu werfen.