Kathrin Weßling neuer Roman "Sonnenhang" erzählt von Katharina, ihrem Ehrenamt in einer Senioren-Residenz und dem verloren gegangenen Sinn des Leben.
Katharina ist achtunddreißig Jahre alt. Sie arbeitet für einen ziemlich überschaubaren Lohn. Damit bezahlt sie ihre Miete, hin und wieder einen Urlaub und Dinge des alltäglichen Lebens.
Katharina ist die Hauptfigur in Kathrin Weßling neuem Roman "Sonnenhang". Sie erzählt die Geschichte ihrer Protagonistin voller Liebe für Menschen, die damit klarkommen müssen, dass sie nicht so sind, wie sie gerne wären. Oder so, wie von ihnen erwartet wird. So jung, so schön, so verfügbar, so erfolgreich – und so ... tot.
Der unerfüllte Wunsch vom Muttersein
Vor ein paar Wochen hatte Katharina noch Pläne - was man halt "in diesem Alter" noch so vorhat: sich verlieben, Sex haben, eine gemeinsame Zukunft planen und Mutter werden, zum Beispiel. "Ist ja noch Zeit", dachte sie. Viele Frauen werden Ende dreißig Mutter, manche sogar erst mit Anfang vierzig. Zu den vielen Frauen gehören Arbeitskolleginnen von Katharina, ihre sehr gute Freundin Johanna und viele glückliche Frauen auf Instagram. Also: gefühlt alle.
Alle, außer Katharina. Denn dann kam der Termin bei ihrer Gynäkologin. Jetzt hat Katharina dort, wo andere einen Uterus haben, nichts. Eine Narbe, ein Loch. Wie ein Donut. Endgülitg – wie der Punkt am Ende eines Satzes.
"Es ist ein Satzanfang nach dem Punkt. Sie ahnt nicht, dass das eines der schönsten Kapitel ihres Lebens werden soll."
Dieser Punkt, diese Unumstößlichkeit, das schmerzt Katharina. Und dieser Schmerz ist immer da: wenn sie zu Holgi in die Kneipe geht, ihr Lieblingslied in der Jukebox hört oder mit ihrer Freundin Alina eine Runde würfelt. Er ist auch da, wenn sie sich durch Tinder swipet. Und auch dann, wenn sie spontan nach Teneriffa fliegt. Erst als Holgi von seiner Mutter in der Senioren-Residenz erzählt, und dass dort ein Ehrenamt frei geworden sei, da spürt sie etwas anderes. Das hier könnte ein neuer Anfang sein ...