In seinem ersten Buch, der Erzählung mit dem Titel "Sieben Nächte", lässt der junge FAZ-Autor Simon Strauß, Sohn von Dramatiker Botho Strauß, einen Mann kurz vor seinem 30. Geburtstag aufbegehren. Allerdings nicht mit Sturmmaske und Molotowcocktails, sondern großkotzig allein zuhause, am Schreibtisch.
Der Protagonist in Simon Strauß' Erzählung heißt S. Er lebt im Altbau mit Stuckdecke und Stangenschloss - sicher und komfortabel. S. hat eigentlich alles, was er braucht, aber er ist nicht zufrieden. Kurz vor seinem 30. Geburtstag fragt er sich, wie es weitergehen soll. Er fühlt sich noch nicht reif für das Erwachsenensein.
Das liegt vor allem daran, dass er sich nie etwas erkämpfen, nie etwas riskieren musste. Er hat sich keine Schürfwunden zugezogen, oder schlimmere Verletzungen. Er hat nie für etwas gebrannt. Und er ist auch nie durch’s Feuer gegangen, weder für sich noch für andere. Er hat geliefert, was notwendig war, um akzeptiert zu werden.
"Simon Strauß lässt seinen Protagonisten im eigenen Schweiß schmoren."
S. hat Angst, zu verlieren, was er schon hat, und nicht zu bekommen, was er noch will. Und dann bietet sich ihm ein Ausweg, einen Pakt mit einem Fremden. Zu schnell sind die beiden beim du. Zu schnell kippen sie sich ihre Drinks runter und planen lautstark ihr Entkommen aus der Langeweile ihrer beider Leben.
An sieben nicht direkt aufeinander folgenden Abenden wird der Fremde – im Buch nur T. genannt – S. eine Aufgabe stellen. S. wird sie erfüllen, wird die Konsequenzen tragen, das Gefühl dabei auskosten und dann noch in derselben Nacht darüber schreiben, sieben Seiten Text. Sieben - wie die sieben Todsünden.
S. wird Dinge ausprobieren, die er noch nie getan hat. Aber wird ihm das die Angst vor seinem dreißigsten Geburtstag nehmen und allem, was danach noch kommen kann?
Es war wohl eines der umstrittensten Debüts des Jahres 2017: "Sieben Nächte" von Simon Strauß, erschienen im Verlag Blumenbar. Kritiker, beispielsweise in der taz, werfen Strauß vor, "im Gewand der Romantik Pamphlete für die Neue Rechte" zu schreiben.
Tatsächlich spielt Strauß mit der Sprache derjenigen, die sich zur Stimme des Volkes formiert haben, als das zornige Wir gegen "die da oben“" und gegen alle, die dabei sind, das kostbare Früher zu zerstören.
Dagegen steht Strauß' Kritik an der müden Masse, die nicht mehr gemeinsam für etwas kämpft, nicht mehr das große Ganze, sondern vielmehr die Belange jedes Einzelnen sieht, dabei alle Freiheiten serviert bekommt, und trotzdem nicht satt wird.