"Gruber geht" heißt das Romandebüt von Doris Knecht, in dem sich ein gewisser Johannes Gruber im Maßanzug durch das Leben pöbelt - bis er an Krebs erkrankt.
Frauen, mit denen er was hat, nennen ihn John, seine Schwester nennt ihn Johnny, seine Mutter Johannes.
Johannes Gruber ist das lebende Klischee von Mann: Er übernimmt immer die Rechnung, pflegt sein Haar mit Präzision, er hasst schlechten Service, kocht nie, trinkt viel und liest nur den Wirtschaftsteil der Zeitung. Den Rest der Tageszeitung schmeißt er weg oder verschenkt ihn an hübsche Frauen im Flugzeug, um ins Gespräch zu kommen.
Gruber scheißt auf alle
Wenn Gruber zu einer Party kommt, dann gerne zu spät. Für ihn ist das ein Ausdruck seiner Coolness. Am liebsten fährt er in seinem Porsche vor.
Auch zum 70. seiner Mutter, in ein Haus in Italien, kommt er viel zu spät und viel zu dramatisch mit dem Porsche, mit Designertasche und Schal, Küsschen hier, Schulterklopfen da, um innerhalb weniger Stunden das Familienidyll zu zerstören. Weil ein Idyll etwas für Luschen ist, eine Art Selbstbetrug. Er trinkt zu viel Wein und macht das Leben seiner Schwester mit ihrem Gatten und den drei Kindern herunter. Denn das kann er am besten: andere heruntermachen.
Mit einem blauen Auge davon gekommen
Einmal fliegt Gruber geschäftlich von Wien nach Zürich. Das Treffen mit seinen Geschäftspartnern endete im Eklat. Gruber kassiert ein blaues Auge. Danach schleift sich Gruber völlig zerschlagen in ein Café. Eigentlich hätte gerne einen Caffè Latte, aber das erlaubt er sich nicht - das ist ein Getränk, das Mädchen trinken - oder auch Luschen.
Ein Vögelchen zwitschert es ihm
Dann entdeckt er eine Frau im Café - mit Haaren wie Heu, einem schiefen Grinsen auf den breiten roten Lippen. Das ist Sarah Vogel. Sie gibt ihm ihre Zeitung.
Keine drei Stunden später liegen Sarah und Gruber in seinem Hotelbett. Sie macht die Kippe danach an, er schenkt ihr einen Wein ein. Alles ist perfekt: Das blaue Auge stört sie nicht, und so, wie es noch mit Keiner war, denkt Gruber.
Nur Luschen werden krank
Und dann sieht sie einen Briefumschlag auf dem Nachtschrank liegen. Ein Brief von Grubers Arzt, den er wochenlang mit sich herum getragen hat, ohne ihn zu öffnen.
Sarah hat mit ihrem Weinglas einen Abdruck darauf hinterlassen. Das tut ihr leid. Weil Gruber so komisch guckt, und irgendwie nicht rausrückt mit der Sprache, macht sie den Brief auf und liest ihn. Dann sagt sie zu ihm: "Da steht, dass du wahrscheinlich Krebs hast.
Liebe und Verderben lassen sich nicht vertagen
Nur Luschen haben Krebs, denkt Gruber. Dass sich ein Krebs und eine große Liebe, die Sarah eindeutig ist, nicht wegschieben lassen, begreift er jedoch bald.
Das Buch:
"Gruber geht" von Doris Knecht, erschienen bei Rowohlt Berlin, 238 Seiten, gebundene Ausgabe (Hardcover): 16,95 Euro, Tb & eBook: 8,99 Euro, veröffentlicht: März 2011