Der schmale Roman "Glücklich die Glücklichen" von Yasmina Reza vereint in 21 Kapiteln die Lebens- und Liebesgeschichten von 18 Menschen, die alle irgendwie verheiratet, verwandt und verpflichtet sind. Sie kennen sich also oder werden dies zumindest bald. Das macht es so tragisch. Sie sollten es besser wissen. Glück hat man nicht, sie müssen sich darum bemühen. Und wer unglücklich ist, sollte wenigsten darüber sprechen. Eigentlich.
Liebe kann so schrecklich sein. Und peinlich! Zumindest bei dem Ehepaar Toscano. Jedes Wochenende kauft Robert Käse. Allerdings den Falschen. Behauptet Odile. Sie zetert, er stöhnt. Es kommt zu einem Handgemenge vor der Käsetheke. Robert will die Autoschlüssel, aber Odile hat die Tasche, in der sie sich befinden. So ist es fast jedes Mal, wenn die beiden unterwegs sind. Es beginnt harmonisch mit viel Lachen und endet schweigsam mit zusammengekniffenen Lippen.
Yasmina Reza erzählt unsere Geschichten
18 Porträts von Unglücklichen - wer will das lesen? Diese Frage ist berechtigt. Und doch leicht zu beantworten. Eine eindeutige Definition von Glück scheint es nicht zu geben, jeder sucht, und jeder findet. Es sind unsere Geschichten, die Yasmina Reza da erzählt. Und die Art, WIE sie diese erzählt, ist betörend böse, verstörend schön. Sie stellt eine Spielkarte auf die andere; feinfühlig, geübt und risikofreudig. Und am Ende pustet sie einmal kräftig durch - und lässt alles grinsend in sich zusammenstürzen.
Das Buch wurde aus dem Französischen von Hinrich Schmidt-Henkel und Frank Heibert ins Deutsche übersetzt.