In ihrem ersten Roman "Ewig Sommer" lässt Franziska Gänsler Hotelerbin Iris von der Klimakrise erzählen. Ein gewaltiges Feuer frisst sich an den Ort heran, an den Iris viele gute und auch nicht so gute Erinnerungen binden. Ihr Hotel wird auch zum Schutzort für eine junge Mutter und ihre kleine Tochter. Vor was oder besser gesagt, wem sich die beiden in Sicherheit bringen, weiß Iris noch nicht.
Für Iris ist Gelb die Farbe der Hoffnung. Mit Gelb kommt sie klar. Denn das heißt: Vorsicht. Dazu ruft sie die Warn-App auf. Wenn der Bereich um den kleinen Kurort noch gelb eingefärbt ist, sollen alle, wenn möglich zu Hause bleiben oder draußen eine Schutzmaske tragen. Gelb ist gut. Orange würde Lockdown bedeuten. Rot die Evakuierung.
Ein nie endender Sommer
Jetzt ist aber noch Zeit zu hoffen. Darauf, dass der Regen doch noch kommt. Es ist Oktober und bisher hat es in dem kleinen Kurort kein einziges Mal geregnet. Es ist so trocken wie im Sommer vor fünf oder sechs Jahren.
Der Fluss, der dort einmal durch den Wald geflossen ist, ist schon lange nicht mehr als solcher erkennbar. An manchen Stellen ist das Wasser so niedrig, dass man ihn zu Fuß überqueren kann. Früher war der Fluss tief und wenige Zentimeter unter der Oberfläche eiskalt. Heute ist das Wasser so warm wie das in einer abgestandenen Badewanne.
"Man will den Roman von Franziska Gänsler bereits nach wenigen Seiten zur Dystopie erklären. Das wäre aber genauso ignorant, wie den Klimawandel zu leugnen, der doch schon längt vielmehr eine Katastrophe als nur ein Wandel ist."
Wegen der Waldbrände ist der ehemalige Kurort fast menschenleer. Tourist*innen kommen dort kaum mehr hin. Deswegen ist Iris umso mehr überrascht, als eines Morgens Dori und Ilya in der Eingangshalle ihres Hotels stehen. Ob sie noch ein Zimmer frei hätte, fragte Dori sie. Iris spürte schon im ersten Moment, dass etwas nicht stimmte: Die junge Frau und ihre kleine Tochter haben keine Masken getragen, ihre Schuhe waren sehr staubig, sie rochen nach verbrannten Blättern und Rauch – das war jetzt der Geruch des Waldes – und sagten kaum etwas.
Vertrauen und Hoffnung
Iris hat ihre einzigen Gäste natürlich willkommen geheißen und umsorgt sie seitdem. Jeden Morgen macht sie ihnen ein leckeres Frühstück, öffnet dafür Obstkonserven, weil es gerade nichts Frisches gibt, drängt sich aber nicht auf. Dori und Ilya fassen langsam Vertrauen zu ihr, was Iris freut, denn sie geben ihr Hoffnung – bis plötzlich das Telefon klingt. Am anderen Ende ist ein Mann, der nach einer Frau und einem Kind fragt.
Das Buch:
"Ewig Sommer" von Franziska Gänsler, Kein & Aber, 208 Seiten, Hardcover: 23 Euro, E-Book: 17,99 Euro; ET: 19.07.2022