Drei Jugendliche im Belgrad der 90er können zwar durch die Zeit reisen, entkommen aber dem Jahrzehnt und seiner Gewalt trotzdem nicht. Davon erzählt "Die verschissene Zeit" von Barbi Marković.
Vanja Dimić, Marko und ihre Freundin Kasandra haben echte Probleme – mit den Bambalić-Zwillingen zum Beispiel, auch mit der Armut in ihrer Roma-Siedlung, mit dem Leben im Belgrad der 1990er Jahre. Vanja ist Markos kleine, komische Schwester, die nie den Mund aufkriegt.
Gaming-Sieg als Problem
Sogar gegen einen der den Bambalić-Zwillingen zu gewinnen kann ein echtes Problem sein – an der Konsole zum Beispiel, bei Mortal-Kombat II.
"'Die verschissene Zeit' von Barbi Marković ist eine Erzählung von drei Freund*innen, die wie in einem Computerspiel durch die Zeit irren."
Zufällig gibt es da eine Chance, der Armut und der Gewalt zu entkommen. Es ist ein saukalter Tag im Januar 1995 am äußersten Stadtrand von Belgrad. Vanja, ihr Bruder Marko und Kasandra brechen in ein Haus ein.
Zeitreisen in Belgrad
Sie müssen etwas für die Bambalic-Zwillinge klauen, damit diese sie nach der Mortal-Kombat-Schmach überhaupt am Leben lassen.
"Die drei Kinder ständig hin und her, mal ins Jahr 1993, mal ins Jahr 1996. Immer in Belgrad. Das ist anstrengend – und traumatisierend."
Da entdecken die drei in einer Garage etwas Blinkendes. Eine komische Druckwelle erwischt sie und die Erde tut sich auf, ein Sog reißt sie von den Füßen. Plötzlich ist es Sommer 1999. Und es ist Krieg.
Das Buch: "Die verschissene Zeit" von Barbi Marković, Residenz Verlag, 229 Seiten, Taschenbuch: 25,-Euro, E-Book: 16,99 Euro.
Die Autorin: Barbi Marković, geboren 1980 in Belgrad, studierte Germanistik, lebt seit 2006 in Wien. Im Jahr 2009 machte sie mit dem Thomas-Bernhard-Remix-Roman "Ausgehen" Furore. Im Jahr 2017 las Barbi Marković beim Bachmann-Preis. Zahlreiche Kurzgeschichten, Theaterstücke und Hörspiele. Zuletzt im Residenz Verlag erschienen: "Minihorror" (2023).