Im Roman "Die Odyssee" von Lara Williams will Ingrid vor ihrer Vergangenheit fliehen und sich neu erfinden. Aber es kommt anders. Ein Buch über die Suche nach dem Sinn des Lebens.
Das Schiff legt ab, Ingrid ist in Sicherheit. Sie liegt in ihrer Einzelkabine. Es ist angenehm dunkel. Komisch, dass sie das jetzt so wahrnimmt.
Ingrid hat Schmerzen. Ihre linke Hand ist Matsch, mindestens ein Finger sei gebrochen, hat die Krankenschwester im Bordhospital gesagt. Ihre Hand ist nicht aus Versehen in einem schäbigen Hotel zwischen Türrahmen und Türblatt geraten. Während des eintägigen Landgangs hat sie nichts anderes gemacht, als zu trinken. Das ist immer so.
Flucht vor der Vergangenheit
Ingrid ist die Protagonistin in Lara Williams zweitem Roman "Die Odyssee". Seit fünf Jahren arbeitet sie auf einem riesigen Kreuzfahrtschiff. Sie wollte weit weg von allem. Aber Ingrid muss schnell einsehen, dass sie keine andere geworden ist. Dabei gibt sie sich wirklich Mühe.
"Nichts erinnert an Zuhause, an die Sorgen mit der Familie oder mit der Arbeit. Es ist leicht, hier zu verschwinden. Genau das hatte Ingrid so sehr gewollt. Verschwinden. Leider hatte sie es überschätzt."
Ingrid ist gefangen in der Wiederholung immergleicher Jobs: Pizza verkaufen zum Beispiel, Kinder am Indoor-Pool animieren oder Nägel bunt lackieren. Plötzlich will der Kapitän sie sehen. Ingrid wurde auserwählt für ein Mentorenprogramm. Warum jetzt? Warum überhaupt das alles hier? Zum ersten Mal in ihrem Leben will Ingrid nicht mehr weg und verschwinden, sondern anhalten und auftauchen!
Das Buch: "Die Odyssee" (OT: The Odyssey“, 2022) von Lara Williams. Aus dem Englischen übersetzt von Eva Bonné. Erschienen bei Atlantik, 252 Seiten, gebundene Ausgabe (Hardcover): 23 €, E-Book: 15,99 €. Erschienen am 02.09.2022.