"Power" heißt der Roman Verena Güntner. Genauso wie der Hund, der Protagonistin Hitschke, der eines Tages verschwindet. Je länger die Suche nach dem Hund andauert, desto mehr Kinder des Dorfes verändern sich. Sie fangen an, sich wie Hunde zu verhalten: Sie bellen nur noch und bleiben immer länger im Wald – doch die Erwachsenen bemerken diese Veränderung nicht.
Power ist ein lieber und flauschiger Hund, der keinem etwas tut. Er ist elf Jahre alt. Die Besitzerin des Hundes, die Hitschke, ist außer sich, denn außer Power hat sie niemanden mehr.
Auch ihr Mann ist weg und das schon seit sechs Jahren Jetzt ist das Haus der Hitzschke noch stiller, noch leerer und noch unheimlicher. Sie lässt überall das Licht brennen und geht selten raus.
"Kerze heißt eigentlich anders. Aber sie findet, dass niemand sonst entscheiden dürfen sollte, wie ein Kind heißt, außer das Kind selbst. Und sie will ein Leuchten im Dunkel für andere sein."
Sie wartet darauf, das Kerze anruft oder vorbeikommt. Die ist elf Jahre alt – genau wie der Hund – und hat der Hitschke versprochen, dass sie nach Power suchen wird. Und was Kerze verspricht, das hält sie auch. Das wissen alle im Dorf.
Die Suche nach Power beginnt
Es ist ein sehr heißer Sommertag, kurz vor den großen Ferien, als Kerze mit der Suche beginnt. Dafür opfert sie ihr Geografieheft. Sie reißt die beschriebenen Seite heraus, und füllt die leeren mit ihren Erkenntnissen. Von diesem Zeiptunkt an dokumentiert sie alles darin: Wen sie befragt hat, wo sie gewesen ist, was ihr verdächtig vorgekommen ist.
Kerze schaut sich Youtube-Videos über Hunde an, studiert, wie sie sich verhalten. Irgendwann sagt Kerze nur noch selten ein menschliches Wort, sie bellt nur noch. Nicht nur zu Hause, sondern auch in der Schule.
Endlich passiert etwas im trostenlosen Dorf
Die anderen Kinder finden das erst seltsam, dann irgendwie witzig, schließlich aufregend. Endlich passiert etwas in ihrem Dorf, das von Jahr zu Jahr trostloser wird. Paare trennen sich, Häuser verwaisen, und die wenigen Menschen, die neu in den Ort ziehen, schotten sich hinter meterhohen Hecken ab.
Immer mehr Kinder schließen sich Kerze und ihrer Suche an – und nehmen dafür in Kauf, auf allen Vieren zu laufen, zu bellen, zu hecheln, zu jaulen und sich gegenseitig am Po schnüffeln zu müssen.
Die Kinder sind jetzt ein Rudel
Immer länger halten sich die Kinder im Wald auf. Irgendwann auch nachts. Die Erwachsenen sind zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um zu bemerken, was mit ihren Kindern passiert. Und als sie es bemerken, ist es zu spät.
Das Buch:
"Power“ von Verena Güntner, Dumont, 250 Seiten, Hardcover: 22 Euro, Taschenbuch: 12 Euro, E-Book: 8,99 Euro, ein Hörbuch gibt es auch; ET: 21.04.2020