Manchmal hilft es, sich auf den Boden zu legen, um eine andere Sicht auf ein Problem zu bekommen. So macht es Ai, der chinesische Werbefilmer in Jörg-Uwe Albigs Roman "Berlin Palace".
Ai hat keine Idee. Das nächste Treffen mit Datong Chemicals steht unmittelbar bevor. Sie wollen Slogan und Botschaft für ihr neues Parfüm "Wald". Und bis dahin sollte er sie gefunden haben, bis dahin sollte er der Chef-Etage die perfekte Idee anbieten können. Aber er weiß nicht, wonach er suchen soll.
Ai fällt einfach nichts ein
Bisher ist ihm immer etwas eingefallen. Er macht ja keine Kunst. Nur Werbung. Werbespots für Hundefutter, Highheels und Last-Minute-Flüge - für Zeug, das kein Mensch braucht. Werbespots, die er sich beim Malen ausgedacht hat.
Er liest Bücher über Holzwirtschaft und Ameisen, guckt Filme über versteckt gelegene Schlösser und das Mittelalter. Er fährt ans Meer und in den Regenwald. Aber ihm fällt einfach nichts ein. Schließlich greift Ai zu einer Flasche indonesischem Brandy, genehmigt sich ein paar großzügige Schlucke und haut sich verzweifelt auf den Teppich in seiner kleinen Großstadtwohnung.
Ideen durch Perspektivwechsel
Ai liegt also seufzend und angetrunken auf dem Teppich. Da fällt sein Blick zur Seite unter die Kommode und dort klemmt ein altes Buch. Es gehörte seinem Vater, der es schon von seinem Vater bekommen hat. Die Sprache ist Deutsch, Ai versteht kein Wort. Das Titelbild zeigt ein Mädchen und einen Jungen, Hand in Hand, nachts, in einem dunklen Wald.
"Berlin Palace" von Jörg-Uwe Albig erzählt die Geschichte von einem chinesischen Werbefilmer und dessen Idee vom deutschen Wald. Außerdem erzählt der Roman von Ais unerwiderter Liebe für Olympia, einer Frau, der er zufällig begegnet und seiner Beziehung zu Deutschland und China.
"Berlin Palace" von Jörg-Uwe Albig, Tropen (Klett-Cotta), 224 Seiten, gebundene Ausgabe (Hardcover): 20 Euro
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