Wir leben in einer gefühlsfreien Kampfzone. Das jedenfalls ist die gnadenlose Diagnose des 30jährigen Informatikers, der als namenloser Ich-Erzähler in Michel Houellebecqs Roman "Ausweitung der Kampfzone" zynisch und desillusioniert die Welt seziert.
Es ist eine traurige Woche. Der späte November lässt Paris grau und trostlos im Scheißwettertrübsal versinken – und einen jungen Mann gequält aufseufzen. Weniger wegen des miesen Wetters, sondern vielmehr, weil das Wetter das einzig Bemerkenswerte in seinem Leben darstellt. Das ist derart langweilig, dass sich die Frage aufdrängt, warum man es dann überhaupt leben sollte.
Protokoll einer Vereinsamung
Vor wenigen Tagen ist er dreißig geworden, seit zwei Jahren hat er weder geliebt noch Sex gehabt. Von einer Arbeitsreise gemeinsam mit einem Kollegen durch die französische Provinz erhofft er sich Linderung. Tatsächlich bringt ihn die auf andere Gedanken - allerdings auf noch schlimmere. Im Grunde drehen sie sich nur noch um Macht und Ekel, um Menschen, die sich quälen, in ihren Büros und in ihren Betten.
"Aus der Ich-Perspektive erzählt, verschont uns dieser Mann mit keinem seiner Gedanken."
Der verbitterte Ich-Erzähler gerät immer tiefer in den Sog von Einsamkeit, Zynismus, Ekel und Verzweiflung. Der Leser wird nicht geschont - und wird hin- und hergezogen zwischen Mitleid und Abscheu. Am letzten Abend der Schulungsreise passiert dann doch noch etwas: Die Situation eskaliert...
Michel Houellebecq gilt als einer der umstrittensten Gegenwartsautoren, als Provokateur und Misanthrop. Er wurde 1958 geboren und lebt und arbeitet in Paris. Mit 36 Jahren veröffentlichte er seinen ersten Roman "Ausweitung der Kampfzone", das war 1994. Erst 1999 kam er auf Deutsch heraus und wurde noch im gleichen Jahr verfilmt. Am 26. Februar wird Houellebecq 60 Jahre alt.
Das Buch:
„Ausweitung der Kampfzone“ von Michel Houellebecq, aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt von Leopold Federmair, erschienen im Wagenbach Verlag, 160 Seiten.