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Drei Tage im Leben zweier Teenager. Noch halb Kind erleben sie mitten in einem Krieg, den sie nicht wollen und verstehen, Tod und bittere Not. Zwischen kindlichem Spiel und dem ersten Flirten mit Wachsoldaten werden sie in die Kriegswirren verwickelt. Ein Schicksal, das jeden treffen kann, wie Tamta Melaschwili in ihrem Romandebüt "Abzählen" zeigt.

Zknapi lebt mit ihrer Mutter, ihrem Bruder, der noch ein Säugling ist und ihren Großeltern irgendwo in Georgien. Dass sich das Land im Krieg befindet, erklärt sich durch die Abwesenheit der Männer im Dorf. Der Großvater ist einfach schon zu alt und zu verwirrt, um noch in den Krieg zu ziehen. Die Männer, die Zknapi und ihre Freundin Ninzo treffen, sind vor allem Soldaten. 

Krieg lähmt alles Leben

Gemeinsam hängen die beiden 13-jährigen Mädchen ab, liegen auf der Wiese und träumen von einem Leben ohne Krieg. Sie ziehen durch die verlassenen Häuser der geflohenen Nachbarn, und Ninzo lässt auch das ein oder andere mitgehen. Und sie rauchen ihre erste Zigarette und flirten zum ersten Mal mit den Wachsoldaten. Die beiden Teenager stehen unter Beobachtung des ganzen Dorfes, werden zurechtgewiesen, ermahnt. Sonst passiert nicht viel in dem Dorf. Der Krieg lähmt alles Leben.

Junge mit einer explodierten Bombe auf einer Blumenwiese in Südossetien, Kaukasus, 25.06.2009.
© imago | ITAR-TASS
Junge mit einer explodierten Bombe auf einer Blumenwiese in Südossetien, Kaukasus, 2009.

Zknapis Familie lebt in bitterer Armut. Weil die Mutter zu wenig Milch für Zknapis Bruder hat, bekommt sie von den Nachbarn Ziegenmilch geschenkt. In der Hoffnung, dass er damit vielleicht überleben könnte. Zknapi beschließt eine Apotheke zu überfallen, um Babynahrung für ihren Bruder zu klauen. Ihre Komplizin: Ninzo, sie ist hemmungsloser und frecher ist als Zknapi. Dafür soll Zknapi ihr bei einem Schmuggelauftrag helfen, für den sie der 15 Jahre alte Kwerndadse gewonnen hat. So ist der Plan der beiden Mädchen.

"Eigentlich kann nichts schief gehen. Aber dann geht alles schief. Und eines der beiden Mädchen wird den Freitag, das stille Abzählen, nicht überleben."
Lydia Herms, Buchrezensentin

Tamta Melaschwilis Debütroman "Abzählen" ist 2013 mit dem Deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichnet worden. Den Roman, aus dem Georgischen übersetzt von Natia Mikeladse-Bachsoliani und im Unionsverlag erschienen, richtet sich nicht ausdrücklich an junge Leser. Tamta Melaschwilis erzählt vom russisch-georgischen Kaukasuskrieg 2008, ohne ihn direkt zu erwähnen, ohne dass ein einziger Schuss fällt. Sie beschreibt den Krieg aus der Sicht der Zivilbevölkerung, der Dorfbewohner und der beiden Mädchen.

Tamta Melaschwili ist 1979 geboren und wuchs in Georgien auf. Sie begann während ihres Aufenthalts in Deutschland als Migrantin zu schreiben. Ihr Studium der Gender Studies an der Central European University in Budapest schloss sie 2008 ab. Sie lebt und arbeitet in Georgien. Ihr Schwerpunkt sind Frauenrechte und Genderfragen.

Shownotes
Das perfekte Buch für den Moment
… wenn du dich an einen Abzählreim erinnerst
vom 30. April 2017
Autorin: 
Lydia Herms