Kristina ist so was wie der Beziehungscoach im Freundeskreis. Manchmal wird ihr das zu viel. Die Psychologin Anna Eckert erklärt, wie wichtig es ist, für andere da zu sein, aber auch, eigene Grenzen zu wahren.
Um Rat gefragt zu werden, kann ein Kompliment sein, sagt Psychologin Anna Eckert. Aber es sollte immer im Rahmen bleiben.
"An Tagen, wo man vielleicht selber super viel zu tun hat oder selber vielleicht mit Beziehungen zu kämpfen hat, dann ist es manchmal einfach schwer, anderen einen Ratschlag zu geben, der auch sinnvoll ist."
Stress auf der Arbeit oder eigene schwierige Beziehungen können es schwer machen, sinnvolle Ratschläge zu geben.
Nicht zum Kummerkasten werden
Auch Kristina kennt das. Sie wird von ihren Freunden oft nach Beziehungstipps gefragt. Sie habe erlebt, wie Personen bei jeder Kleinigkeit angerufen und nach ihrem Rat gefragt haben, erzählt sie. Nicht immer habe sie die Kraft, sich mit den Problemen der anderen zu beschäftigen.
"Nicht immer hat man die eigene Kraft, sich der Probleme anderer anzunehmen. Weil ich neige auch extrem dazu, die Probleme anderer zu meinen eigenen zu machen."
Sie habe sich deshalb jetzt Grenzen gesetzt. In der Vergangenheit sei es vorgekommen, dass eine Person fünf oder sechsmal in derselben Situation ihren Rat gesucht hat. Hier kommt Kristina an Grenzen, sagt sie.
"Wenn die Person die Dinge, die ich mit an die Hand geben kann, nicht für sich annehmen möchte oder kann, dann bin ich an diesem Punkt auch überfragt."
Kristina findet es wichtig, offen über eigene Gefühle und belastende Situationen zu sprechen. Freundschaft lebe ja davon, dass man sich alles anvertrauen kann und dass man sich auch emotional beisteht.
Der Hauptfokus einer Freundschaft könne aber nicht allein sein, dass ein Teil anruft und seinen ganzen Ballast bei dem oder der anderen abwirft; und dabei vielleicht auch nicht mal fragt, wie es der anderen Person geht, ob alles in Ordnung ist. Dann müsse man sich die Frage stellen, ob die Freundschaft wirklich gegenseitig ist oder ob es dabei nur einseitig darum geht, irgendwo Sorgen los zu werden und Rat zu suchen.
"Da muss man sich die Frage stellen, ob die Freundschaft wirklich so auf Gegenseitigkeit beruht oder ob du jetzt einfach nur ein Kummerkasten für diese Personen bist."
Wer selbst in so einer Situation ist, sollte darüber sprechen, rät Kristina, und darauf hinweisen, dass es einen selbst extrem belastet. Entweder werde das akzeptiert, respektiert und das Verhalten geändert, sodass sich beide Seiten wieder wohlfühlen. Oder aber es funktioniere nicht und man sollte überlegen, den schweren Weg der Distanz zu wählen.
Expertin rät: Nachvollziehbar begründen
Wichtig ist immer, zu begründen, warum man jetzt vielleicht gerade nicht für die Person da sein kann, sagt Psychologin Anna Eckert. So könne die Person nachvollziehen, dass es nicht an ihr selbst liege, sondern dass wir einfach sehr viel zu tun haben oder vielleicht gedanklich auch bei einem ganz anderen Thema sind und selbst mal einen Ratschlag bräuchten.
"Auch mal eigene Probleme ansprechen -ds wäre schon mal der erste Schritt in die richtige Richtung. Oder ganz konkret sagen, dass man selber aktuell am Struggeln ist."
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