Zeitgleich explodieren im Libanon erst hunderte Pager, einen Tag später dann zahlreiche Walkie-Talkies. Sie sollen Hisbollah-Mitgliedern gehören. Wer hinter dem Angriff steckt, ist offiziell unklar. Warum deuten alle Zeichen nach Israel?
Im Libanon fühlen sich die Menschen nicht mehr sicher, das berichtet Julia Neumann. Sie lebt und arbeitet als freie Journalistin in Beirut, der Hauptstadt des Libanon. Nach den Explosionen von Pagern und Funkgeräten von mutmaßlichen Mitgliedern der Hisbollah herrscht vor Ort eine große Verunsicherung und Angst. Viele haben Bedenken, dass noch andere Geräte mit Sprengstoff ausgerüstet wurden und weitere Explosionen folgen könnten.
Die Hisbollah ist eine libanesische Organisation, die sich in eine islamistische Partei und eine bewaffnete Miliz teilt. In der aktuellen Regierung stellt die Hisbollah zwei Minister. In Deutschland und weiteren Ländern wird die Hisbollah als Terrororganisation eingestuft.
"Wir denken jetzt, man ist im Supermarkt auf offener Straße, und wir haben jetzt das Wissen, das zu jeder Zeit an jedem Ort, egal wo wir sind, etwas neben uns im Libanon explodieren kann."
Innerhalb einer halben Stunde wurden nach den Pager-Explosionen mehrere tausend Menschen, darunter viele Zivilisten im Libanon in Krankenhäuser eingeliefert. Julia Neumann sagt, dass das libanesische Gesundheitssystem damit am Rande seiner Kapazität ist. Die Ärzt*innen müssen abgetrennte Finger und herausgebombte Augen behandeln. Für das Krankenhauspersonal ist diese Situation traumatisierend, berichtet Julia Neumann.
Anzeichen, dass Israel den Angriff organisierte
Eine Frage ist nach dem Angriff noch unbeantwortet: Wer steckt hinter den Explosionen? Klar ist inzwischen, dass drei Gramm Sprengstoff in die Akkus der Pager eingebaut wurde. Die Funkgeräte waren ebenfalls mit Sprengstoff manipuliert.
Vor ein paar Monaten hatte der Chef der Hisbollah, Hassan Nasrallah angeordnet, Handys gegen Pager auszutauschen, um zu verhindern, dass die Mitglieder per GPS geortet und getötet werden können.
"Joaw Galant, der Verteidigungsminister, hat den Mossad noch mal besonders gelobt – das war jetzt kein Schuldeingeständnis, aber er hat ihn besonders erwähnt."
Die Herstellerfirma der Pager aus Taiwan hat erklärt, dass sie die Geräte nicht hergestellt hat. Produziert wurden die Pager von einer Briefkastenfirma in Ungarn, die ebenfalls eine Beteiligung bestreitet. Irgendwo in der Lieferkette in den Libanon muss es zur Manipulation gekommen sein, denkt Jan-Christoph Kitzler. Er traut es dem israelischen Geheimdienst Mossad zu, so eine riesige Operation durchzuführen und mehrere hundert Pager umzubauen.
Schon in der Vergangenheit hat der Mossad sehr kreative und große Aktionen durchgeführt, sagt er. Auf einer Pressekonferenz lobte der israelische Verteidigungsminister jüngst den Mossad und stellte seine Leistung heraus. Das ist bisher aber der einzige Hinweis aus Israel selbst für eine Beteiligung an dem Angriff im Libanon, erklärt Jan-Christoph Kitzler.
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