Glühwürmchen ziehen zur Paarungszeit ihre Leuchtspur durch Gärten und Parks, nur wenige Wochen im Jahr. Die leuchtenden Weibchen klettern dann auf Grashalme, die fliegenden Männchen lassen sich einfach auf sie fallen. Wer die Leuchtkäfer mag, verzichtet nachts lieber auf künstliches Licht.

Wenn der Pfau potentiellen Partnerinnen sein Interesse an Geschlechtsverkehr signalisieren möchte, präsentiert er sein – durchaus beeindruckendes – Federkleid. Glühwürmchen machen das anders: Sie knipsen einfach ihr Licht am Hintern an.

"Am hinteren Teil des Körpers besitzen sie einen Apparat", erklärt Corinna Hölzl, Insektenexpertin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND). Das Leuchten selbst ist eine chemische Reaktion: Bioluminiszenz nennen wir das. Ihr kennt es vielleicht von Fischen (etwa dem Anglerfisch) oder Bakterien in der Tiefsee, wo kein Sonnenlicht hinkommt. Leuchtkäfer beherrschen diese Fähigkeit ebenfalls.

Die Männchen leuchten nur beim kleinen Leuchtkäfer

Anders als es der Name vermuten lässt, sind Glühwürmchen nämlich keine kleinen Würmer, sondern Käfer – genauer gesagt Leuchtkäfer (Lampyridae). Weltweit, verteilt auf fast alle Kontinente, gibt es etwa 2000 Arten von Leuchtkäfern, weiß Corinna Hölzl.

"Wenn man diese sich bewegenden Leuchtpunkte sieht, dann sind es mit ziemlicher Sicherheit die Männchen des kleinen Leuchtkäfers."
Corinna Hölzl, Insektenexpertin beim BUND

Bei uns in Deutschland gibt es drei Arten: den kleinen und den großen Leuchtkäfer sowie den Kurzflügel-Leuchtkäfer. Bei allen drei Arten leuchten die Weibchen sehr stark – die Männchen leuchten nur beim kleinen Leuchtkäfer. Wenn ihr es in der Luft leuchten seht, sind das mit sehr großer Wahrscheinlichkeit die herumfliegenden Männchen des kleinen Leuchtkäfers.

Denn die Weibchen können nicht fliegen. Sie haben keine Flügel und erinnern an kleine Würmer – daher kommt auch der Name "Glühwürmchen". Die Weibchen klettern auf hohe Pflanzen oder Grashalme und locken – von dort leuchtend – die fliegenden Männchen an.

Tod nach dem Sex

Wenn die leuchtenden Männchen ein leuchtendes Weibchen gefunden haben, lassen Sie sich einfach fallen. Die Paarung findet statt – und direkt nach der Paarung sterben die Männchen. Die Weibchen leben ein bisschen länger: Sie legen noch ihre Eier ins Totholz oder einen Steinhaufen – und sterben dann auch.

"Direkt nach der Paarung sterben die Männchen."
Corinna Hölzl, Insektenexpertin beim BUND

Zu sehen sind die Leuchtkäfer am besten in Parks, an Waldrändern, auf feuchten Wiesen und in naturnahen Gärten – und zwar vor allem Ende Juni, Anfang Juli. Denn dann ist Paarungszeit, erklärt die Insektenexpertin. Sie dauert einige Wochen, und nur zur Paarungszeit leuchten die Leuchtkäfer.

Natürliche Lichterkette: paarungswillige Leuchtkäfer

Die meiste Lebenszeit, etwa zwei bis drei Jahre, verbringt ein Glühwürmchen als Larve. Währenddessen lebt es im Totholz, meist in der Nähe von Gewässern, und verspeist hauptsächlich Schnecken. Das ist auch der Grund, warum Glühwürmchen in vielen Gärten gern gesehen sind.

Nach ihrer langen Larvenzeit verpuppen sich die Glühwürmchen und nach einer Woche schlüpfen dann die Käfer, die sofort – leuchtend – auf Partnersuche gehen.

Weniger Leuchtkäfer wegen Lichtverschmutzung

Für die Insekten, die selbst leuchten, ist unser elektrisches Kunstlicht nachts ein echtes Problem, sagt Corinna Hölzl. Denn wenn es zu viel künstliches Licht gibt, finden die Männchen die Weibchen einfach nicht mehr: Wenn etwa mehrere Lampen im Garten brennen, können sie die Lichtquellen nicht mehr auseinanderhalten. Dann fliegen sie von Lampe zu Lampe und verbrauchen dabei sehr viel Energie.

"Weltweit sind die Bestände an Leuchtkäfern rückläufig. Ein Grund dafür ist die Lichtverschmutzung."
Corinna Hölzl, Insektenexpertin beim BUND

Um die Orientierungslosigkeit der Leuchtkäfer zu verhindern oder wenigstens zu reduzieren, können wir etwas tun, sagt Corinna Hölzl:

  • Lichtquellen im Garten nachts abschalten
  • Beleuchtung am Haus oder Gehweg reduzieren: mit Bewegungsmelder oder Zeitschaltuhr regeln statt dauerhaft beleuchten
  • Garten naturnah gestalten: keine Pestizide, kein Schneckenkorn
  • vielfältige Strukturen schaffen, in denen sich Glühwürmchen wohlfühlen: wilde Ecken, Haufen mit Laub oder Ästen, Blühwiesen…
  • möglichst spät mähen und dann nicht alles auf einmal – damit die Weibchen noch einen Grashalm finden, an dem sie hochklettern können
Shownotes
Lampyridae
Glühwürmchen schadet nächtliche Beleuchtung
vom 30. Juni 2024
Moderation: 
Christian Schmitt
Gesprächspartnerin: 
Corinna Hölzel, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND)