Times New Roman, Arial oder Calibri sind klassische Schriftarten. Alle drei sehen anders aus und können auch jeweils unsere Lesegeschwindigkeit beeinflussen. Je nach Schriftart können wir beim Lesen nämlich den Turbo-Gang einschalten.
Ihr lest ein Buch und es zieht und zieht sich, obwohl der Inhalt spannend ist? In manchen Fällen kommt es weniger darauf an, was wir lesen, sondern wie es dort geschrieben steht: Wie schnell wir lesen, liegt auch an der Schriftart. Das hat ein Team aus Forschenden der Brown-Universität und der Uni Florida in Zusammenarbeit mit dem Softwareunternehmen Adobe herausgefunden.
Bis zu 35 Prozent schneller
Mit welcher Schriftart wir besonders schnell lesen, ist Typsache. Die Forschenden haben für ihre Studie einen Versuch mit 350 Erwachsenen gemacht und dabei die 16 gängigsten Schriftarten ausprobiert. Es zeigte sich: Mit der passenden Type haben die Teilnehmenden Texte bis zu 35 Prozent schneller gelesen.
"Es gibt nicht die eine Schrift, die für alle gut funktioniert. Es lohnt sich, herauszufinden, welche Schrift für einen selber passt."
Sich selbst online testen
Die Forschenden aus den USA haben die Tests auch online gestellt. Alle, die möchten, können dort testen, welche Schriftart sie am meisten anspricht, mit welcher sie am schnellsten lesen und auch, inwiefern der Zeilenabstand den Lesefluss beeinflusst. Die Texte sind allerdings auf Englisch.
Darin geht es zum Beispiel darum, was ein gutes Thunfisch-Sandwich ausmacht oder wie die Eisenbahn in den USA ausgebaut wurde. "Das ist kein unterhaltsamer Test, wie viele andere im Netz, wo ich zum Beispiel herausfinde, welcher Farbtyp ich bin oder so. Man muss viel lesen und sich konzentrieren", sagt Deutschlandfunk-Nova-Reporterin Aglaia Dane. Sie hat den Test gemacht.
Um herauszufinden, mit welcher Schriftart sie am schnellsten liest, sollte sie zwei Abschnitte lesen und im Anschluss auf "weiter" klicken. So misst der Computer das Lesetempo. Anschließend wird das Textverständnis abgefragt und zuletzt das Leseempfinden.
Schriftart als digitale Lesebrille
Aglaia hat am schnellsten mit der Schrift "Montserrat" gelesen. Sie war damit laut Test durchschnittlich 20 Prozent eher mit einem Text fertig. Das bedeutet: In einer Stunde würde sie fünf Seiten mehr schaffen als mit einer Schriftart, mit der sie langsamer liest. Montserrat beschreibt sie als reduzierte geometrische Schrift, die ohne Serifen auskommt. Times New Roman wäre quasi das genaue Gegenteil: Hier gibt es die klassischen Serifen, also die kleinen Schlenker am Buchstaben.
In ihrem Schreibprogramm konnte Aglaia ihre Speed-Schrift zwar nicht finden. Die Schrift ist aber als Open-Source-Datei frei verfügbar. Montserrat ist auch in der Studie unter den Top-fünf-Schriftarten gelandet. Sie war dort vor allem bei den Teilnehmenden beliebt, die über 35 Jahre alt waren.
Die Forschenden vergleichen die passende Schriftart mit einer Lesebrille für das digitale Lesen. Daher empfehlen sie, Möglichkeiten zu entwickeln, damit Menschen bei digitalen Angeboten ihre Schrift wählen können.
"Stell dir vor, du gehst in die Schule oder Uni und dann wählst du am Tablet oder Computer dein Schrift-Profil aus. Das ist dann so, als würdest du den Turbo-Gang anstellen."