In Rio hat die chinesische Schwimmerin Fu Yuanhui diese Woche ein Tabu gebrochen: Nach einem Wettkampf hat sie vor laufenden Kameras erklärt, dass sie ihre Periode bekommen habe und sich deswegen nicht so fit fühle. Zeit, weiter drüber zu reden.
Müde, abgekämpft, schlecht gelaunt. Das kennen viele Frauen, wenn sie ihre Periode haben. Wie sich diese Tage für Sportlerinnen anfühlen, lässt sich jedoch nicht verallgemeinern, erklärt Sportmediziner Kurt Wurster. Einige Frauen haben Beschwerden, andere können ihren Tagen auch Positives abgewinnen.
"Manche Sportlerinnen zeigen während der Periode schlechtere Leistungen, weil sie etwa Krämpfe haben. Manche sind aber in dieser Phase eher ein bisschen aggressiv und können das in sportliche Leistung umsetzen."
Leistung statt Zyklus
Marlen Spielvogel von der Deutschen Sporthochschule war in ihrer Jugend selbst Leistungssportlerin. Sie weiß, dass das Thema weiblicher Zyklus nicht gerne thematisiert wird. Denn die Hochleistung im Sport kann auch den Körper durcheinanderbringen.
"Bei einigen Sportarten geht es auch darum, eine gewisse Gewichtsreduktion zu erreichen. Deswegen hat sich der Körper umgestellt und man hat oft auch seine Tage gar nicht bekommen."
Was einige als kleine Verschiebung mithilfe der Antibabypille etwa für den Urlaub kennen, wenden auch Sportlerinnen an. Sportmediziner Kurt Wurster erklärt: "Für Athletinnen, die wirklich große Probleme haben, kann man den Zyklus verschieben, zum Beispiel durch die Einnahme der Pille." Hier macht er eine Art langfristige Zyklusplanung anhand des Wettkampfkalenders. Auch Schmerzmitteln helfen gegen Unterleibskrämpfe - natürlich nur solange diese nicht zu den verbotenen Mitteln auf der Doping-Liste gehören.
Die Pille sollte auch nur in Ausnahmefällen dazu genutzt werden, den Zeitpunkt der Periode zu verschieben, sagen Ärzte. Die Hemmungen seien im Leistungssport aber gering, glaubt Marlen Spielvogel: "Ich kenne einige Sportlerinnen, die die Pille in der Saison durchgenommen haben, damit sie ihre Tage gar nicht bekommen". Grund dafür waren aber weniger die Schmerzen, so Marlen, sondern dass sie es einfach als unangenehm empfanden.
Privatsache, aber keine Schwäche
Überhaupt ist das Thema Zyklus und Leistungssport nicht ausgiebig erforscht. Es gibt zwar Untersuchungen, nach denen es in bestimmten Zyklusphasen wohl ein erhöhtes Verletzungsrisiko gibt. Aber auch hier helfen Verallgemeinerungen nicht weiter. Hilfreich hingegen ist vielleicht genau das, was Fu Yuanhui gemacht. Sie hat sich darüber hinweggesetzt, dass "man nicht darüber redet". Besonders Sportlerinnen wollen den Eindruck vermeiden, nach Ausreden suchen zu wollen oder so etwas wie Schwäche zu zeigen.
Dass Probleme während der Periode kein gefühltes Chichi sind, bemerken mittlerweile auch Unternehmen. In Japan gibt es bezahlten Urlaub während der Menstruation. Und auch in Europa denken einige Unternehmen darüber nach. So oder so: Am Tabu wird gerüttelt.
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