Ein Kind mit Anfang zwanzig zu bekommen, entspricht heute eher nicht mehr der Norm in Deutschland. Die Tendenz ist, dass Eltern immer älter werden. Erik und seine Freundin haben sich aber genau dafür entschieden. Erik erzählt uns, warum. Außerdem erklärt Sozialpsychologe Markus Germar, warum wir uns anders als andere entscheiden und was das für unser Umfeld bedeutet.
Der durchschnittliche Vater in Deutschland ist 33 Jahre alt. Erik ist mit 22 Jahren Vater eines Sohnes geworden. Ganz bewusst haben er und seine ein Jahr jüngere Freundin sich damals dafür entschieden, ein Kind zu bekommen. Der Sozialpsychologe Markus Germar erläutert, dass sich Menschen bei der Entscheidung zum Kinderkriegen oder dem Studium oder der Wohnsituation häufig an ihrem Umfeld orientieren. Zu einen haben Erik und seine Freundin das getan, denn seine Eltern waren ebenfalls noch sehr jung, als sie ihn bekommen haben. Aber Erik und seine Freundin haben sich komplett anders verhalten als die Freund*innen in ihrem Umfeld.
"Es sind total andere Welten! Meine Freunde leben ganz anders, fast alle sind Studenten und leben in WGs und ich freue mich aber auch darüber mal andere Themen zu haben als nur das Kind."
Auch wenn Eriks Freunde ein anderes Leben führen, in WGs leben und studieren, freut er sich, wenn er sich mit allen trifft und auch mal über andere Themen als sein Kind reden kann.
Eine nicht konforme Entscheidung hinterfragen
Die Schwangerschaft hat bei seiner Mutter Freudentränen ausgelöst. Eriks Freund*innen hingegen fragen ihn auch nach drei Jahren immer noch häufig, warum er sich so jung für ein Kind entschieden hat. Der Sozialpsychologe Markus Germar sagt, dass es ganz normal ist solche Fragen zu stellen. Wenn ein Mensch eine Entscheidung trifft, die der Norm der Gruppe widerspricht, mit der er sich umgibt, wird diese erst einmal hinterfragt.
"Wenn man abweicht, will die Gruppe erst mal wissen, warum ist das so."
Das bedeutet aber nicht, dass ein Mensch, der eine nicht-gruppenkonforme Entscheidung trifft, nicht mehr zur Gruppe gehört, sagt der Sozialpsychologe Markus Germar. Nur wer immer wieder Entscheidungen trifft, die die soziale Gruppe im Umfeld anders treffen würde, der bildet langsam eine andere Identität aus, die nicht mehr zur Gruppe passt. Wie sehr ihr von den Normen eures Umfelds abweichen könnt, ohne das die Beziehungen darunter leiden, hängt laut Markus Germar mit der Tiefe der Bindung zusammen.
Vaterschaft verändert anders als gedacht
Erik hat keine Freunde verloren. Zusammen mit seiner Partnerin und mithilfe der Großeltern versucht er so viel Kontakt wie möglich zum Freundeskreis zu halten. Aber er habe sich dafür entschieden Papa zu werden, weil er schon drei bis vier wilde Jahre mit Partys hatte und sich einfach bereit gefühlt hat für eine neues Lebenskapitel.
"Jeder ist irgendwann das erste Mal Papa und macht Dinge falsch, egal welches Alter."
Naiv und voller positiver Energie ist er an die Sache gegangen, Vater zu werden – was ihm wirklich hilft, wie Erik sagt. Trotzdem ist das Vatersein komplett anders, als er es sich vorgestellt hat. Was vorher schwierig erschien, das genießt Erik jetzt mit seinem Sohn. Gleichzeitig war er überrascht darüber, wie viele seiner Gedanken die ganze Zeit bei seinem Sohn sind. Allerdings findet er es schade, wenn andere ihm gegenüber Vorurteile haben und Rückschlüsse auf seine Vaterschaft ziehen, nur auf Grund seines Alters.
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