Kalbsleberwurst mit nur 15 Prozent Kalbsfleisch, Früchtetee ohne Früchte: Das ist in Deutschland erlaubt. Die entsprechenden Bestimmungen lassen einige irreführende Bezeichnungen zu - und sollen deshalb jetzt überarbeitet werden.
Mehr als 2200 Produkte stehen im Deutschen Lebensmittelbuch. Das regelt, wie diese Lebensmittel bezeichnet werden dürfen und was drin sein muss - und da gibt es ziemlich viele Bestimmungen, die kaum nachvollziehbar sind. "Im Alaska-Seelachsschnitzel braucht gar kein Lachs drin zu sein - es geht auch anderer Fisch", sagt Journalistin Anna Driftmeier. Dabei erwarten Kunden im Supermarkt beim Blick auf die Verpackung eigentlich klare Aussagen.
"Auf Packungen von aromatisierten Früchtetees dürfen Früchte abgebildet sein, obwohl sie gar nicht drin sind, sondern vielleicht nur Aromastoffe."
Reformideen im Bundestag
Das Lebensmittelbuch steht wegen solcher Irritationen schon länger in der Kritik. Heute hat die große Koalition im Bundestag einen Reformentwurf vorgestellt. "Wichtig ist, dass nur noch drauf steht, was drin ist. Und das bitte verständlich für die Verbraucherinnen und Verbraucher", sagt der SPD-Abgeordnete Dirk Wiese zur Überarbeitung. Die Produktbezeichnungen sollen klarer werden, die Beratungen der Lebensmittelbuch-Kommission nicht mehr hinter verschlossenen Türen stattfinden.
Verbraucherschützer unzufrieden
Grundsätzlich sei das ein Schritt in die richtige Richtung - aber mit viel zu wenig Schwung, finden nicht nur Oppositionspolitiker, sondern auch die Verbraucherschützer von Foodwatch. Sie würden am liebsten die ganze Kommission abschaffen: "Da sitzen nämlich 32 Leute drin: Ein Viertel sind Wissenschaftler, ein Viertel Verbraucher-Vertreter, dann gibt es noch Leute aus der Lebensmittelüberwachung und die vierte Gruppe sind Vertreter der Lebensmittel-Industrie", sagt Reporterin Anna Driftmeier.
Und genau da setzt die Kritik an: Wenn nur ein Viertel der Kommission gegen einen bestimmten Vorschlag ist, dann kommt er nicht durch. Anna Driftmeier: "Es reicht also, wenn sich die acht Wirtschaftsvertreter zusammentun und sagen: Nee, das sehen wir gar nicht ein. Und dann können sie alle anderen blockieren."